Flohsamen - lösliche Ballaststoffe zur Therapie der chronischen Obstipation
- 10.12.2001
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Dagmar Kreft, Oberursel
Die chronische Obstipation wird unter anderem auf eine zu geringe Ballaststoffzufuhr zurückgeführt. Laut Ernährungsbericht 2000 wird in Deutschland die empfohlene Ballaststoffaufnahme von mindestens 30 g am Tag nicht erreicht. Außer einer allgemein ballaststoffreicheren Kost könnten auch neue Ballaststoffquellen die Versorgungssituation verbessern. So sind z. B. Flohsamen eine konzentrierte Quelle löslicher Ballaststoffe. Sie werden in anderen Ländern seit langem therapeutisch eingesetzt.
Die chronische Obstipation gilt als typische Zivilisationskrankheit. Sie wird unter anderem auf die in westlichen Industrieländern übliche, vergleichsweise geringe Ballaststoffzufuhr zurückgeführt. In der Ernährungstherapie können neben der Empfehlung zu einer allgemein ballaststoffreicheren Kost auch alternative Ballaststoffquellen eingesetzt werden. Weizenkleie ist hier am bekanntesten. Mangelnde Behandlungserfolge, harte Stühle oder abdominelle Beschwerden begrenzen aber ihre Einsatzmöglichkeiten.
In Deutschland nur wenig verbreitet, werden Flohsamen (Psyllium) in anderen Ländern seit langem als konzentrierte Ballaststoffquelle therapeutisch eingesetzt. Durch ihr extrem hohes Wasserbindungsvermögen können die löslichen schleimbildenden Ballaststoffe ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen und bilden so ein farbloses Gel mit neutralem Geschmack.
Die Wirkung von Psyllium als Laxans beruht auf der Normalisierung des Verdauungsprozesses, wobei sowohl eine signifikante Steigerung der Stuhlmenge zu beobachten ist als auch günstige Effekte auf die Stuhlfrequenz und die Stuhlkonsistenz beschrieben werden. Weichere Stühle und eine bessere Gleitfähigkeit der Stühle vermindern auch die Beschwerden beim Stuhlgang. In Vergleichsstudien war Psyllium nicht nur effektiver als andere Laxanzien, sondern wird von den meisten Patienten auch bezüglich Geschmack, Verträglichkeit und praktische Anwendung besser eingestuft.
Als Nebenwirkungen werden am häufigsten allergische Reaktionen beschrieben. Eine Sensibilisierung erfolgt vorwiegend durch Hautkontakt und Inhalation staubförmiger Partikel. Die allergenen Komponenten stammen aus dem Endosperm und Embryo der Samen. Eine perorale Sensibilisierung ist selten und kann durch Reinigung der Samenschalen und der dadurch bedingten Entfernung der IgE-bindenden Proteine weiter minimiert werden.
Die sehr selten beobachteten Komplikationen in Form von Obstruktionen der Speiseröhre oder des Darmes nach Einnahme von Psyllium waren stets auf eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr bei der Einnahme zurückzuführen. Unerwünschte Begleiterscheinungen wie Völlegefühl, Übelkeit oder abdominelle Beschwerden werden selten beschrieben und fast ausschließlich als geringfügig eingestuft. Auch scheint eine längerfristige Gabe von Psylliumsamenschalen zumindest in der üblichen Dosierung ohne klinische Relevanz für den Ernährungsstatus zu sein.
Insgesamt wird Psyllium - die bestimmungsgemäße Anwendung vorausgesetzt - von den meisten Autoren als effektives und sicheres Laxans bewertet. Da in einer neuere Studie bei Patienten mit Adenokarzinom des Kolons entgegen der Erwartung die Rezidivrate in der Psylliumgruppe höher war als in der Placebogruppe, ist aber bei einer langfristigen, regelmäßigen Supplementation Zurückhaltung geboten, bis weiter Ergebnisse vorliegen. EU12/01
Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 12/01 ab Seite 482.
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