Referenzwerte und die Auswertung von Verzehrserhebungen - Zum Konzept der Dietary Reference Intakes (USA und Kanada)

Werner Kübler, Gießen

Der im Rahmen der "Dietary Reference Intakes" des Institute of Medicine, Washington, D. C., kürzlich erschienene Band "Applications in Dietary Assessment" befasst sich mit den statistischen Grundlagen und ihrer Anwendungen für die Beurteilung des Ernährungszustandes. Dabei wird hervorgehoben, dass Einzelpersonen mit den RDAs zu bewerten sind, Bevölkerungsgruppen jedoch nach den Mittelwerten des am Menschen gefundenen Nährstoffbedarfes (EAR).
Dadurch ergeben sich bei Verzehrserhebungen verbesserte und einfachere Ansätze für die Berechnung der Prävalenzen unzureichender Zufuhrwerte. Sie sind unabhängig von der Verteilung der erhobenen Werte und daher auch für kleinere Kollektive anwendbar. Das Verfahren wird nachstehend am Beispiel der Vitamin-C-Zufuhr der "Nationalen Verzehrsstudie" erläutert.

Die seit 1997 erschienenen "Dietary Reference Intakes" des Institute of Medicine sind nicht nur wegen ihrer Fülle von Information eine Fundgrube. Ihr wesentlichstes Verdienst ist, dass durch die Einführung neuer klar definierter Begriffe wesentlich verbesserte Anwendungen in Theorie und Praxis möglich geworden sind. Für (bis jetzt) 19 essentielle Nährstoffe wurden nach toxikologischen Regeln Obergrenzen einer unbedenklichen chronischen Zufuhr (Tolerable Upper Intake Levels = UL) festgelegt. Es ist denkbar, dass für den einen oder anderen noch Korrekturen erfolgen.

Wo die heutigen Kenntnisse dies zulassen, wurden der Mittelwert des Bedarfes gesunder Personen (Estimated Average Requirement = EAR) aufgeführt und daraus durch einen definierten Ansatz die empfohlene Zufuhr (Recommended Dietary Allowance = RDA) hergeleitet, die eine befriedigende Versorgung nahezu aller gesunder Personen – d. h. von 97 bis 98 % – gewährleistet. (Hier wurden Hilfsannahmen notwendig: Symmetrische Verteilung des Bedarfes mit Variationskoeffizienten von zumeist 10 % des Mittelwertes).

Wo die gegenwärtigen Kenntnisse einen solchen Ansatz nicht zulassen, ist – vorwiegend auf der Basis epidemiologischer Untersuchungen – anstelle der RDA ein sinnvoller Zufuhrwert (Acceptable Intake = AI) eingeführt worden.

In dem hier behandelten bisher letzten Band der Reihe werden die statistischen Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten ausführlich dargestellt. Demnach ist zu unterscheiden, ob die Referenzwerte zur Beurteilung des Versorgungszustandes von Einzelpersonen oder von Bevölkerungsgruppen herangezogen werden sollen. Für Einzelpersonen muss die RDA als Maßstab benutzt werden, während sich für Bevölkerungsgruppen nur der EAR eignet. Ein von Beaton 1994 beschriebenes Verfahren, die EAR-Cut-Point-Methode, ist, weil unabhängig von der Verteilung, besonders zur Berechnung von Prävalenzen einer unzureichenden Nährstoffversorgung aus Ernährungserhebungen geeignet. Am Beispiel der Vitamin-C-Versorgung wird es ausführlich dargestellt. EU12/01

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 12/01 ab Seite 476.

Das könnte Sie interessieren
Ashwa…was? Ashwagandha! weiter
© Olegsnow/iStock/Getty Images Plus
Der Antidepressant Food Score: Ein Instrument zur Einordnung der Dichte an Nährstoffen mit... weiter
Session des AK-Adipositas beim Adipositas-Kongress 2024 in Köln weiter
Politische Sommerreise weiter
Mangelernährung bekämpfen – eine gemeinsame Herausforderung weiter
FAQ zu den neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen erweitert weiter