Zurückblicken zwecks Zeigarnik-Effekt

Sie lesen dieses Editorial im neuen Jahr – während ich es im alten Jahr, in den letzten Zügen für das Januarheft geschrieben habe. Im Jahr 2022 sind unsere Leben – neben der anhaltenden Corona-Pandemie – durch viele globale Geschehnisse noch stärker ins Wanken geraten: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die immer spürbareren Auswirkungen der Klimakrise und eine ernsthafte Inflation mit stark steigenden Preisen u. a. für Energie und Lebensmittel.

Viele verfallen bei dieser Nachrichtenlage – zumindest teilweise – in einen Zustand innerer Unruhe oder Leere, verringern ihren Nachrichtenkonsum und ziehen sich ins Private zurück. Verständlich. Wichtig ist es aber auch bzw. gerade in diesen unsicheren Zeiten, immer wieder konstruktiv und zugewandt ein Teil dieser Gesellschaft zu bleiben. Manchmal stärkt da der Blick auf das in der Vergangenheit Erreichte.
Da trifft es sich doch eigentlich gut, dass in der Redaktion Ende des Jahres immer auch der Zeitpunkt ist, das AutorInnen- und Themenregister anzufertigen. Ich bin ehrlich: Diese Aufgabe ist jedoch ein eher unliebsames To Do im Team. Jedes Jahr wieder, also ganz Murmeltier-like, lässt das Zusammenstellen des Registers dann aber doch Dankbarkeit und Motivation aufkommen. Der Blick zurück auf das übers Jahr Erreichte veranschaulicht, mit wie vielen AutorInnen wir zusammengearbeitet, wie viel wir im Austausch gelernt haben und welch eine Themenvielfalt wir in den zwölf Ausgaben der Ernährungs Umschau entstehen lassen konnten.1 So auch in dieser Ausgabe: von Zucker-Diskussionen in Elternforen oder dem prozessgeleiteten Arbeiten in Ernährungsberatung und -therapie über Podcasts, Ernährung bei Querschnittlähmung oder die Umsetzung der Planetary Health Diet in der Schweiz.
Kennen Sie in dem Zusammenhang den Zeigarnik-Effekt? Das psychologische Phänomen besagt: Wir erinnern uns weniger an Handlungen, die wir erfolgreich erledigt haben, sondern viel eher an offene Aufgaben, die es noch zu erledigen gilt. Benannt ist der Effekt nach der Psychologin Prof. Bljuma Wulfowna Zeigarnik (1901–1988), die dieses Phänomen als Studentin in einem Café beobachtete. Ein Kellner konnte sich alle Bestellungen perfekt einprägen, jedoch nur solange, bis diese serviert waren.2,3 Um dem Zeigarnik-Effekt entgegenzutreten, lohnt es also, ab und zu auf das Erreichte und Erlebte zurückzublicken. Vielleicht erstellen auch Sie ein „inneres Themenregister 2022“ und lassen den Blick noch einmal zurückschweifen auf all das, was Sie erreicht und erlebt haben, genießen, lernen, anfangen oder fertigbringen konnten.
Für 2023 wünsche ich Ihnen möglichst viele gesunde, erfüllende Momente; gerne auch mit dem Lesen der ERNÄHRUNGS UMSCHAU, beim Liken und Kommentieren auf unseren Socials oder vor Ort bei unserer Tagung am 13. Oktober 2023 in Frankfurt. Im Namen des gesamten Redaktionsteams sage ich Danke fürs Lesen und Ihre treue Unterstützung!

Herzlichst, Ihre
Stella Glogowski

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1 Werfen Sie gerne einen Blick ins AutorInnen- und Themenregister: www.ernaehrungs-umschau.de/fachzeitschrift/autoren-und-themenregister/ 
2 Michaelis K: Zeigarnik-Effekt. Wie du mit der psychologischen Methode deine Konzentration verbessern kannst. Brigitte 03.06.2022. www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/zeigarnik-effekt--sofort-besser-konzentrieren-13334304.html  (last accessed on 16 December 2022).
3 Wikipedia: Bljuma Wulfowna Zeigarnik. https://de.wikipedia.org/wiki/Bljuma_Wulfowna_Zeigarnik  (last accessed on 16 December 2022).



Dieses Editorial finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2023 auf Seite M1.

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