Aktuelles Interview: Macht Fett fett?
- 11.02.2003
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- Redaktion
Die Adipositas des Menschen ist das Ergebnis einer Störung der Energiebilanz. Bei einer zu großen Energiezufuhr und/oder einem zu geringen Energieverbrauch wird überschüssige Energie in Form von Fett eingelagert und verursacht Übergewicht. Adipositas ist der wichtigste Manifestationsfaktor für eine Reihe von Stoffwechselkrankheiten, wie Diabetes mellitus, Dyslipoproteinämie oder Bluthochdruck, die als Risikofaktoren für die Entwicklung einer vorzeitigen Arteriosklerose gelten. Zahlreiche Studien wurden in den letzten Jahren zur Erforschung der Regulation des Energiestoffwechsels, der Pathogenese der Fettsucht und ihrer Therapie durchgeführt. Am wichtigsten aber wären Fortschritte bei der Prävention.
Widersprüchlich sind nach wie vor die Meinungen, ob zur Prävention der Adipositas eine energiereduzierte, eine fettreduzierte Ernährung oder doch eine Reduktion von Kohlenhydraten, insbesondere von Einfachzuckern, und damit eine Reduktion des glykämischen Index besser wäre. Welche Studien geben hierauf eine Antwort? Wir befragten dazu Prof. Dr. Günther Wolfram, Vizepräsident der DGE.
Warum ist es so schwierig, das Körpergewicht konstant zu halten?
Unstrittig ist, dass eine ausgewogene Energiebilanz die Voraussetzung für ein konstantes Körpergewicht ist. Demgegenüber führt eine positive Energiebilanz zu einer Erhöhung des Körpergewichts. Energieverbrauch ist vor allem durch körperliche Aktivität möglich und der Mangel an Bewegung wird in letzter Zeit vermehrt als kausaler Faktor bei der Entstehung der Adipositas diskutiert. Die Frage, ob eine chronisch zu hohe Energiezufuhr oder ein verringerter Energieverbrauch die Hauptursache der zunehmenden Häufigkeit der Adipositas ist, bleibt von Fall zu Fall zu klären. Die Fähigkeit des Menschen, eine übermäßige Energiezufuhr durch Thermogenese zu kompensieren, ist jedenfalls begrenzt.
Bei der Klärung der Entstehung der Adipositas steht zunächst die zu hohe Energiezufuhr im Vordergrund des Interesses. Der Mensch hat aber keine Sensoren, welche die Energie unmittelbar registrieren können.
Die Regulation des Stoffwechsels der drei Hauptnährstoffe Protein, Kohlenhydrate und Fett ist sehr unterschiedlich. Die Proteinbilanz ist, wie Untersuchungen mit Stickstoffbilanzen belegen, innerhalb eines bestimmten Bereiches gut kontrolliert und hat mit der Regulation des Körpergewichts primär wenig zu tun, solange die Energiezufuhr ausreichend ist. Eine Kontrolle der Energiebilanz muss deshalb über eine Steuerung der Kohlenhydrat- und Fettbilanz erfolgen. Ein wichtiger Energieträger ist auch der Alkohol.
Alkohol wird gegenüber Fett bevorzugt oxidiert und das mit der Nahrung aufgenommene Fett gespeichert, sofern die Gesamtenergiezufuhr nicht bedarfsgerecht ist. Was passiert mit Kohlenhydraten und Fetten?
Biochemisch können zwar Fettsäuren nicht inKohlenhydrate, aber Kohlenhydrate in Fettsäuren umgewandelt werden. Die Aktivität der für die Lipazidogenese notwendigen Enzyme ist beim Menschen deutlich geringer als z. B. beim Schwein oder bei der Ratte. Im Rahmen einer parenteralen Hyperalimentation von Patienten, ausschließlich mit Aminosäuren und Glukose, konnte man früher als Komplikation häufig eine Fettleber beobachten. Die hepatische Fettsäuresynthese aus Glukose kann also bei sehr stark hyperkalorischer Glukosezufuhr auch beim Menschen eindrucksvolle Ausmaße erreichen. EU02/03
Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 02/03 ab Seite B5.
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