Editorial 02/03: Dauerhaft abnehmen?
- 11.02.2003
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Sabine Fankhänel, Frankfurt
Sabine Fankhänel,
ChefredakteurinIm Frühjahr stehen sie besonders hoch im Kurs: Schlankheitsdiäten, mit deren Hilfe viele Menschen möglichst schnell und ohne Mühe einige der angesammelten Pfunde abspecken wollen. Denn nur noch die Minderheit der Bevölkerung in Deutschland ist normalgewichtig. Mehr als 20 % der Erwachsenen sind adipös , zwischen 30 und 40 % übergewichtig (BMI ³ 25 kg/m²). Und die Adipositasprävalenz, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, steigt weiter an.
Für die Weltgesundheitsorganisation ist die globale Adipositas-Epidemie eines der offensichtlichsten, aber am wenigsten beachteten Gesundheitsprobleme. Mit fatalen Folgen: Übergewicht begünstigt die Entstehung zahlreicher Erkrankungen, vor allem des Diabetes mellitus Typ 2, des metabolischen Syndroms und kardiovaskulärer Erkrankungen. Dadurch haben Menschen mit einem BMI ³ 30 kg/m² eine um 6 Jahre kürzere Lebenserwartung als solche mit einem geringeren.
Ziel jeder Adipositastherapie ist die Verringerung des Körpergewichts durch eine negative Energiebilanz (vgl. hierzu das aktuelle Interview auf S. B5 ff.). Empfohlen wird in aller Regel eine fettreduzierte bzw. -normalisierte Kost mit einem Energiedefizit von 500 bis 1000 kcal in Kombination mit Bewegungssteigerung und Verhaltensmodifikation.
Die Gewichtsabnahme soll langsam erfolgen (5 % des Ausgangsgewichts in 3 Monaten bzw. 10 % in 6 Monaten) und zu einer - das ist entscheidend! - langfristigen Stabilisierung des Körpergewichts führen. Diese erreichen aber nur die wenigsten Abnahmewilligen: Nicht mehr als 5 bis 10 % halten das erzielte Gewicht über mehrere Jahre. Daran haben auch die seit einiger Zeit verfügbaren Medikamente zur Adipositastherapie - Orlistat und Sibutramin - nichts geändert.
Wie aber lässt sich die Adipositas-Epidemie stoppen? Kurzfristig wird es nämlich weder die Wunder-Pille noch eine entsprechende Diät geben, mit der sich Übergewicht einfach und langfristig beseitigen lässt. Das ist ein Ergebnis der Tagung "Disorders of Body Weight Regulation - Clinical Aspects and Identification of Novel Drug Targets" Ende Januar in Marburg. Nach der Entdeckung des Leptins im Jahr 1994 sind Fragen der Körpergewichtsregulation immer stärker in das Blickfeld der biomedizinischen Grundlagenforschung gerückt.
Zwar wurden zahlreiche, den Appetit und Energieverbrauch beeinflussende Hormone, Rezeptoren und Stoffwechselwege entschlüsselt, aber bisher lassen sich aus diesen Erkenntnissen kaum praktische Folgerungen für die Adipositastherapie ableiten. Entscheidend wird es daher sein, neben weiterer Grundlagenforschung verstärkt Strategien zur Prävention des Übergewichts zu entwickeln und umzusetzen.