EU-Forschungsprojekt Nudge-it: Neurobiologische Grundlagen unserer Ess-Entscheidungen

Schnitzel mit Pommes oder lieber doch einen frischen Salat? Wie wir solche „Ess-Entscheidungen“ treffen und welche Faktoren uns dabei beeinflussen, erforschen Wissenschaftler im Großprojekt „Nugde-it“ , das die Europäische Forschungskommission mit 9 Mio. € fördert.

Gemeinsam mit Forschergruppen aus sechs europäischen Ländern untersuchen auch Tübinger Wissenschaftler metabolische, neurobiologische, psychologische und soziale Grundlagen unseres Essverhaltens. Der Titel des Projekts stammt vom englischen „to nudge“ (stupsen/anstoßen). Die Arbeitsgruppen von PD Dr. Hubert Preißl (Institut für Medizinische Psychologie, Universität Tübingen/fetales Magnetoenzephalographie Zentrum, fMEG) und Prof. Andreas Fritsche (Abteilung Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Tübingen) werden im Rahmen des Projekts anhand bildgebender Verfahren der Hirnforschung Entscheidungsprozesse im Gehirn erforschen, die unser Essverhalten beeinflussen.

Von besonderem Interesse sind dabei hormonelle Einflüsse, wie bspw. durch das mit der Nahrungsaufnahme assoziierte Hormon Insulin. Im Gesamtprojekt untersuchen Wissenschaftler durch Verhaltensstudien, Gehirnuntersuchungen mit bildgebenden Verfahren sowie Laborexperimente, wie sich unser Essverhalten entwickelt und wie es durch Hunger, Lebensmittelpreise, Stress und körperliche Tätigkeit beeinfl usst wird. In zusätzlichen Feldstudien wird im direkten Kontakt mit Verbrauchern der Einfl uss von sozialen und ökonomischen Umständen auf das Essverhalten erforscht, mit besonderem Augenmerk auf Heranwachsende. Langfristig soll das Projekt wissenschaftliche Grundlagen für die Gesundheitspolitik liefern, um eine bessere Ernährung der Gesellschaft zu unterstützen und konkrete Hilfestellungen zu geben.

Kontakt: PD Dr. Hubert Preißl, Universität Tübingen, Institut für Medizinische Psychologie/ fMEG Zentrum, E-Mail: hubert.preissl@uni-tuebingen.de

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Pressemeldung vom 14.02.2014

Nudging
Unter dem Begriff nudge oder nudging werden Vorgehensweisen in der Prävention bezeichnet, die darauf abzielen, (unbewusst) Entscheidungen von Verbrauchern zu beeinfl ussen, ohne eine bestimmte Handlung zu verbieten. Ein sehr erfolgreiches Beispiel in Deutschland hierfür ist die starke Einschränkung von Raucherzonen in Restaurants und öffentlichen Gebäuden, die Raucher in den meisten Fällen zwingt, das Gebäude zum Rauchen zu verlassen und zu einer Verringerung des Zigarettenkonsums geführt hat.

Ein weiteres Beispiel wäre die Abschaffung von Rolltreppen in Kaufhäusern zugunsten von Treppen und (im hinteren Teil befi ndlichen) Aufzügen oder die Umsortierung der Angebotstheken in Kantinen, sodass Salatbuffets und gesunde Speisen weiter vorne und leichter erreichbar, deftige, „fette“ Speisen hingegen weiter hinten und schlechter erreichbar platziert sind. Das Konzept beruht auf den Erkenntnissen und der Buchveröffentlichung der Amerikaner R.H. Thaler und C. R. Sunstein und war auch auf dem diesjährigen DGE-Kongress ein mehrfach gebrauchter Begriff.

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 04/14 auf Seite M186.

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