Editorial 4/2018 - Direkt, lokal, sozial: Pop-up-Wochenmärkte, Food-Coops und Co.

Den Komplett-Einkauf im Supermarkt erledigen, dazu noch ein paar günstige Produkte im Discounter? Oder die frischen Waren einmal wöchentlich auf dem Wochen- oder Erzeugermarkt kaufen, vielleicht sogar einen Ökolieferdienst beauftragen? Immer mehr Menschen wollen regional einkaufen, aber Zeit, Motivation und auch das Sortiment sind begrenzt.

Neue Perspektiven eröffnen sich jedoch stetig und so stellen wir Ihnen in diesem Heft regionale Einkaufswege vor, die von engagierten ErzeugerInnen und VerbraucherInnen unter Umgehung des herkömmlichen Lebensmittelhandels zurzeit vielerorts neu etabliert werden. Die Formen dieser alternativen Einkaufstrends – von der solidarischen Erzeuger-Verbraucher- Gemeinschaft bis zum Pop-up-Wochenmarkt mit Online-Bestellung – skizziert Food-Aktivistin Veronica VENEZIANO in unserem Special ab S. M202.

Auch die Gründe stellt VENEZIANO dar: Solidarität für regionale Erzeuger, Transparenz, das Ziel, Transportwege und Verpackung zu minimieren, partizipieren, saisonal einkaufen, Lebensmittelkonzernen und marktbeherrschenden Handelsketten etwas entgegensetzen, vielleicht sogar Zeit und Geld bündeln … die Motive sind vielfältig. Genauso vielfältig sind die Formen der alternativen Einkaufswege: Solidarische Landwirtschaft (SoLawi), also Zusammenschlüsse von Verbrauchern mit einem Erzeuger, Food-Coops, in denen Einkaufsgemeinschaften regelmäßig bei verschiedenen Erzeugern Sammelbestellungen aufgeben, oder die neuere Bewegung der „Marktschwärmer“, bei der im digitalen Zeitalter via Online-Bestellung und -Bezahlung die Mitglieder bei einem wöchentlichen „Pop-up-Wochenmarkt“ die Waren an den Erzeugerständen abholen. Gemüsekisten werden Verbrauchern direkt vor die eigene Haustür geliefert (also eher nichts für die Großstadt und Mieter), zudem gibt es Hofläden (ohne Transportweg für die Erzeuger, aber nicht überall gut erreichbar) oder Erzeugermärkte (mit breitem Sortiment, jedoch nur zu einer bestimmten Zeit und Ort). Jede Form bietet Vor- und Nachteile. Die Vielfalt schafft jedoch immer mehr Möglichkeiten, auf direktem Weg regionale Lebensmittel zu beziehen.

Selbst Importwaren wie Wein oder Olivenöl, Käse oder Schinken lassen sich „direkt“ einkaufen, bspw. via Sammelbestellung in Food-Coops oder in Lagerhallen, in denen man als Mitglied exklusiv die Produkte eines ausländischen Erzeugers verkosten und einkaufen kann.

In Interviews geben VertreterInnen einer SoLawi, einer Food-Coop und einer Marktschwärmerei Einblicke in die Abläufe (ab. S. M208). Der guten Idee zuträglich ist wie wir finden, dass sich die Interviewten nicht ein stetiges Wachstum der eigenen Kooperative wünschen, sondern sich explizit „Konkurrenz“ im Sinne von Nachahmern wünschen. Wir hoffen, Ihnen mit dem Special Informationen über neue Einkaufswege zu geben und Ihren Horizont über Einkaufsmöglichkeiten nachhaltig zu erweitern.

Herzlichst, Ihre Stella Glogowski



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 4/2018 auf Seite M177.

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