Zu guter Letzt 4/2018: Wirkungsgrad

Wenn Sie in letzter Zeit eine LED-Birne oder gar einen Kühlschrank gekauft haben, sind Sie mit der Kennzeichnung der „Energieeffizienzklasse“ konfrontiert worden. Letztlich geht es darum, wieviel (Energie)Einsatz nötig ist, um das gewünschte Ergebnis (Helligkeit, Kühlung) zu erzielen. Man könnte auch von Wirkungsgrad sprechen. Auch in der Autowerbung hat – meist ganz klein und verschämt – die Energieeffizienzklasse ihren Platz, doch machen die aktuellen Zulassungszahlen großer SUVs deutlich, dass Autokäufer unter Wirkungsgrad wohl etwas anderes verstehen …

Die banale Betrachtung „wieviel Aufwand betreibt eine Person oder eine Gesellschaft, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?“ scheint uns in der Regel zu überfordern oder wird ausgeblendet. Auch und gerade beim Thema Ernährung:

  • Für hohe Erträge und günstige Fleischpreise nehmen wir in Kauf, dass unser wichtigstes und eigentlich „kostenloses“ Lebensmittel – nämlich Trinkwasser – mit enormen Kosten wieder auf unbedenkliche Werte von Gülle und Nitrat aufbereitet werden muss.

  • Die Pflanzenzüchtung steigert den Mengenertrag und reduziert u. a. Bitterstoffe. Als Folge liefern unsere Lebensmittel bezogen auf die Energieaufnahme weniger Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe, die wir dann für „teures Geld“ und mit nicht immer belegter Wirkung als Nahrungsergänzungsmittel über Internet, Reformhaus oder Apotheke zukaufen.

  • Der Normierungszwang durch Handelsklassen, aber auch der Verbraucherwunsch nach „gephotoshopt“-makellosem Obst und Gemüse in der Auslage lässt die Angebotsvielfalt verarmen. Im Gegenzug werden als „Superfoods“ auf z. T. dubiosen Wegen Beeren, Pulver, Medizinalpilze und Seetang aus fernen Ländern teuer erworben: je schrumpliger, desto besser.

  • In einem übersättigten Lebensmittelmarkt erfordern Produkt-Neueinführungen oder „Aus miefig-wird-hipp“ Image-Relaunchs (schönen Gruß an „Leberkleister“!) einen derart hohen Werbeaufwand für Kampagnen, Gagen für prominente Werbebotschafter und Verpackungsdesign, dass nur wenig Budget für gute Rezepturen und nachhaltige Herstellungsprozesse übrigbleibt.

Na gut, Schluss mit dem Gejammer. Immerhin hatte ich vor kurzem im Rahmen eines Familientreffens ein statistisch mittlerweile eigentlich unmögliches Ereignis: Bei dem gemeinsam zubereiteten Essen griffen alle zu, keiner erklärte zunächst, was auf dem Tisch ja nun völlig ungesund oder für ihn aufgrund einer Ernährungsweise/Unverträglichkeit nicht geeignet sei. Diese Energie sparten wir uns und hatten dafür einen super Wirkungsgrad in punkto Genuss, Gemeinschaft und Gastlichkeit.

Also lassen Sie‘s schmecken und wirken

Ihr Udo Maid-Kohnert



Diesen Artikel finden Sie wie die Vorschau auch in Ernährungs Umschau 4/2018 auf Seite M232.

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