Einführung des Nutri-Scores
- 11.05.2022
- Print-Artikel
- Svenja Fedde
- Sophie Büttner-Koch
- Vera Plähn
- Anja Bosy-Westphal
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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 20. August 2021 / Überarbeitung angenommen: 14. Januar 2022
Erste Ergebnisse und ein Vergleich mit der NOVA-Klassifikation
Einleitung
Um Übergewicht und ernährungsmitbedingten Erkrankungen in der Bevölkerung entgegenzuwirken, wurde 2018 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Nationale Reduktionsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten eingeführt [1]. Darüber hinaus sollte mithilfe einer leicht verständlichen Nährwertkennzeichnung die Ernährungskompetenz von VerbraucherInnen weiter gestärkt werden. Konkret soll damit dem Umstand begegnet werden, dass VerbraucherInnen die verpflichtende Nährwerttabelle auf der Rückseite der Verpackung häufig als unzugänglich und zu technisch bewerten und entsprechend selten bei Kaufentscheidungen nutzen [2]. Aus diesem Grund ist in Deutschland seit November 2020 rechtssicher auf verpackten Lebensmitteln die freiwillige Nutzung des sog. Nutri-Scores erlaubt [3].
Bei dem Nutri-Score handelt es sich um ein Front-of-Pack-Label (FoPL), das den Nährwert des gekennzeichneten Lebensmittels einfach zusammenfasst und grafisch darstellt [4]. Dazu wird mithilfe einer fünfstufigen Skala von dunkelgrün (A) bis dunkelrot (E) angezeigt, ob der Nährwert eines Produktes im Vergleich zu anderen Produkten innerhalb derselben Kategorie eher günstig oder ungünstig ist (• Abbildung 1) [3]. Für die Berechnung des Nutri-Scores eines Produktes werden dessen Inhaltsstoffe pro 100 Gramm Lebensmittel ermittelt und entsprechend ihrer Bedeutung für die Gesundheit durch die Vergabe von Positiv- oder Negativpunkten bewertet [5]. Basierend auf den britischen Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr [6] werden hohe Gehalte an Energie, gesättigten Fettsäuren, Salz und Zucker negativ gewertet, während Ballaststoffe, Proteine, der Anteil an Obst, Gemüse und Nüssen sowie bestimmte Pflanzenöle als positive Faktoren in die Bewertung einfließen. Für die Gesamtpunktzahl wird die Summe der Positivpunkte von der Summe der Negativpunkte abgezogen. Je höher das Gesamtergebnis ist, desto „schlechter“ ist der Nutri-Score.
Abstract
Front-of-Pack-Label wie der Nutri-Score können VerbraucherInnen helfen, Lebensmittel innerhalb einer Produktgruppe zu vergleichen, um eine ernährungsphysiologisch günstigere Wahl zu treffen. Weitere Aspekte, die die gesundheitliche Bewertung von Lebensmitteln beeinflussen, wie z. B. der Grad der Verarbeitung, werden dabei jedoch nicht berücksichtigt.
Ziel der Studie war es, die Kennzeichnungshäufigkeit des Nutri-Scores kurz nach der rechtssicheren, aber weiterhin freiwilligen Einführung im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zu untersuchen und dabei die Nährwertzusammensetzung der Lebensmittel anhand des Nutri-Scores mit dem Grad der Verarbeitung nach der NOVA-Klassifikation zu vergleichen. Von 2 333 untersuchten verpackten Produkten waren zum Zeitpunkt der Datenerhebung 12 % mit dem Nutri-Score gekennzeichnet und wiesen überwiegend die günstigen Scores A und B auf. Die Einteilung der Lebensmittel anhand der NOVA-Klassifikation ergab, dass neben 100 % der mit Nutri-Score C, D und E gelabelten Produkte auch 41 % der mit A gekennzeichneten Produkte als hochverarbeitet eingestuft wurden.
Für eine Optimierung der Ernährungsqualität hinsichtlich der Prävention ernährungsmitbedingter Erkrankungen wäre es wünschenswert, neben einer vermehrten Kennzeichnung von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score in diesem auch den Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln zu berücksichtigen.
Schlüsselwörter: Front-of-Pack-Label, Nährwertkennzeichnung, Nutri-Score, NOVA-Klassifikation, hochverarbeitete Lebensmittel, Verarbeitungsgrad
Peer-reviewed / Manuscript (original) submitted: 20. August 2021 / Revision accepted: 14. January 2022
Implementation of the Nutri-Score
First results and a comparison with the NOVA classification
Abstract
Front-of-pack labels like the Nutri-Score can help consumers to compare foods within a product group in order to make a more nutritious choice. However, other dimensions of foods, such as the degree of processing, are not considered. The aim of the study was to evaluate the labeling frequency of the Nutri-Score shortly after the legally compliant, implementation in the German food retailing sector, and to compare the nutritional composition of the food using the Nutri-Score with the degree of processing according to the NOVA classification. Of 2,333 packaged products examined 12% were labeled with a Nutri-Score at the time of data collection and showed predominantly category A and B (highest nutritional quality categories). Classification of the food products according to NOVA showed that 100% of the products labeled with Nutri-Score C, D, or E and 41% of the products labeled A were also classified as ultra-processed. In order to improve food labeling with regard to the prevention of diet-related diseases, it would be useful to extend the front-of-pack-label by taking the degree of food processing into account.
Keywords: front-of-pack label, nutrition labeling, Nutri-Score, NOVA classification, ultra-processed food, degree of processing.
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2022 auf den Seiten M244 bis M251.
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