Editorial 06/13: Der Müsli Code
- 11.06.2013
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Prof. Dr. Helmut Erbersdobler,
Herausgeber
In Hotels ärgere ich mich immer wieder darüber, dass am Frühstücks-Buffet keine Haferflocken vorhanden sind – allenfalls in „besseren Häusern“ als kleine Beilage neben Nüssen, Leinsamen, Trockenfrüchten etc. Liegt die Ursache in der geringen Nachfrage oder im Druck der Anbieter von Fertigmischungen?
Ich gestehe, ich bin ein Liebhaber von Müsli, aber nicht von Fertigmischungen, ob in Form von Industrieprodukten oder als angemischtes „Bircher Muesli“. Meine Zutaten sind zumeist konstant und als Streicheleinheit ein Teelöffel Konfitüre (zumeist selbst gemacht aus Garten-Johannisbeeren mit Zusatz von 1/3 Zucker). Die Herstellung geht sehr schnell, aber am besten schmeckt die Mischung, wenn sie etwa eine halbe Stunde quellen kann.
Offensichtlich ist die Selbstherstellung den meisten Verbrauchern zu umständlich, wie auch die große Zahl an Fertigprodukten in den Regalen der Kaufhäuser zeigt. Fast alle diese Produkte enthalten viel, meist zu viel Zucker, entweder direkt zugesetzt oder über zuckerreiche Zutaten wie die relativ preiswerten Rosinen oder diverse trockene oder gefriergetrocknete andere Früchte. Welch ein Aufwand! Wie die entsprechende Arbeit im vorliegenden Heft (ab S. 89) zeigt, gibt es auch zuckerärmere Varianten.
Dies bestätigt auch ein Blick in die Zutatenlisten der bekanntesten Handelsprodukte. Waren früher Zuckergehalte von 30 % und darüber gang und gäbe, findet man heute bereits Angaben von 20 % und darunter. Die Aktionen verschiedener Gruppen in der letzten Zeit haben offensichtlich Wirkung gezeigt.
Trotzdem sind nach obiger Untersuchung die Mittelwerte für Zucker v. a. in den Frühstückszerealien für Kinder erschreckend hoch. Das ist schade, denn man kann Zucker leicht zufügen, wenn man es süßer haben will, aber ein zu süßes Produkt nur schlecht weniger süß machen – allenfalls bei gemischten Produkten durch (natürlich unsinniges) Absieben. Da aber selbst die Bio-Müslis aus der o. a. Untersuchung noch reichlich Zucker enthalten und bei einer Ampel-Kennzeichnung mit rot bewertet würden, bleibt im Augenblick fast nur der Ausweg des Selbstmischens.
Man kann sich sein Müsli allerdings auch durch entsprechende Firmen im Internet nach eigenen Wünschen mischen lassen. Das kommt etwas teurer, hat aber den Vorteil, dass eine nahezu unbeschränkte Zahl an Zutaten angeboten wird.
Probieren Sie aber das Selbstmischen mal aus, es ist einfacher als man denkt und man kann stets die Früchte der Saison (und Region) nach eigenem Gusto dazu mischen und genießen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommerurlaub und viele exotische Früchte
Ihr Helmut Erbersdobler
Das Editorial finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/13 auf Seite M305.