Hochschule Fulda: Familiäre Esskultur im Fokus - Kommentierte Fotodokumentation
- 11.06.2013
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- Redaktion
Die „Esskultur“ ist ein komplexes Gefüge. Familiäre Esskultur findet zudem meistens im Privaten statt, was eine Erforschung zusätzlich erschwert. Daher besteht Bedarf für neue Ansätze der Esskulturforschung.
Vor diesem Hintergrund führte eine Projektgruppe der Hochschule Fulda unter Leitung von Prof. Dr. Christoph KLOTTER ein Projekt mit dem Ziel durch, mittels der Methode der kommentierten Fotodokumentation einen näheren Einblick in die familiäre Esskultur von Schülern einer Berufsschule zu erhalten. Diese erhielten dazu die Aufgabe, die „Esskultur“ in ihrer Familie zu fotografieren. Im Unterricht wurden die Fotos von den Schülern in einer Datei zusammengestellt und schriftlich kommentiert.
Abgebildet wurden z. B. die Ausstattung der Küche mit Küchengeräten, -utensilien und Lebensmitteln, ebenso typische Mahlzeitensituationen in der Familie sowie die verzehrten Lebensmittel. Die Fotos wurden mithilfe des kommunikationspsychologischen Modells nach SCHULZ VON THUN auf den Ebenen Sachebene, Selbstoffenbarungsebene, Appellebene und Beziehungsebene ausgewertet [1]. Nach Fertigstellung der Fotodokumentationen ergab sich zunächst, dass einige Schüler der Schulklasse nicht zu diesem Einblick in ihre Privatsphäre bereit waren und keine Fotodokumentation ablieferten. Drei gaben keine Einverständniserklärung zur Auswertung, drei weitere Schüler nur Zeichnungen anstatt Fotos ab. V. a. Schüler aus sozial schwachen Familien waren zurückhaltender in der Abgabe von Informationen.
Obwohl also die letztendlich für die Auswertung zur Verfügung stehenden Fotos vermutlich ein positiver Ausschnitt familiärer Esskultur von Schülern sind, waren die Projektmitarbeiter/ -innen zufrieden mit ihrem innovativen Ansatz: Die Fälle, in denen Fotodokumentationen fertiggestellt wurden, liefern interessante Ergebnisse. Weiterhin dienten die Fotos und schriftlichen Kommentare den Schülern als Mittel zur Selbstreflexion und bieten damit spannende Unterrichtsansätze. Diesen Nutzen der kommentierten Fotodokumentation sollte zukünftige Forschung verstärkt an Schulen und Lehrer kommunizieren. Mit den Schülern geführte Interviews würden die Reflexion dabei weiter fördern und wären daher sinnvoll.
Kontakt: M.Sc. Martina Metz, HS Fulda, FB Oecotrophologie
Literatur:
1. Holzbrecher A. Den Bildern auf der Spur. Fotoprojektdidaktik als kommunikativer Prozess. In: Holzbrecher A, Schmolling J (Hg). Imaging. Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit. VS Verlag, Wiesbaden (2004), S. 11–31
Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/13 auf Seite M312.