Wohl wahr. Wohl wahr? Interessenkonflikte in der ernährungswissenschaftlichen Forschung

Oder spielte vielleicht doch auch die Farbe und ein Ausstattungsdetail des kleinen Flitzers eine Rolle, das Image des superflachen Smartphones oder das stylische Foto im Anbieterprospekt Ihres neuen Zweirads? Überspitzt könnte man sagen, dass man oft „Bauchentscheidungen“ trifft und diese danach mit den passend ausgewählten rationalen Argumenten untermauert.

Solche irrationalen Entscheidungsfindungen sind in der Wissenschaft unerwünscht, aber sind sie deshalb auch ausgeschlossen? „Wahrheit und Wissenschaft gehören in unserem Verständnis gewöhnlich so eng zusammen, dass man versucht sein könnte, überhaupt nur in der Wissenschaft von Wahrheit zu reden.“ Andererseits gilt auch: Wahrheit ist der zurzeit gerade gültige Irrtum.

Einfluss auf unsere Bauchentscheidungen nimmt u. a. auch das sog. Reziprozitätsprinzip: Mit diesem Begriff beschreibt die Soziologie, dass unser Handeln oft durch Gegenseitigkeit bestimmt wird: Ich bekomme auf einer Messe einen Werbekuli, eine tolle Kongresstasche oder gar Produktproben geschenkt und entscheide mich (v. a. bei sonst vergleichbaren Produkten) für das Produkt dieses Anbieters. Oder ich fahre als Journalist auf Einladung eines Unternehmens oder einer Organisation zu einer Pressekonferenz mit Snack und berichte im Gegenzug über die vorgestellten Themen.*

Nicht immer sind wir uns dieser eingegangenen „Verpflichtungen“ bewusst. Und da auch Wissenschaftler „nur“ Menschen sind, sind Mechanismen gefragt, die dabei helfen, eine möglichst große Neutralität in der Forschung und in der Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse zu erzielen.

Dr. Udo Maid-Kohnert, Redaktionsleitung Ernährungs Umschau

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/13 ab Seite M314

*Um nicht in diese Reziprozitätsfalle zu geraten, haben z. B. Ärzte die Vereinigung MEZIS gegründet (MEZIS steht für: Mein Essen zahle ich selbst. URL: www.mezis.de ).

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