45. Bundeskongress des VDD - Kurzfassungen der Vorträge, Teil 3
- 11.07.2003
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- Redaktion
Oldenburg, 14.–16. Mai 2003
Der 45. Bundeskongress des VDD fand in diesem Jahr vom 14. bis 16. Mai in Oldenburg statt. In den Haupt- und Parallelveranstaltungen wurden mehr als 65 Vorträge zu aktuellen Themen angeboten. Die Zusammenfassungen der uns vorliegenden fachwissenschaftlichen Vorträge sind in dieser und den beiden letzten Ausgaben der Ernährungs-Umschau veröffentlicht worden.
Bluthochdruck/Niereninsuffizienz
Nicht-medikamentöse Therapie bei Hypertonie
Bernd Krönig, Trier
Gemäß der medizinischen Grundlagen zur arteriellen Hypertonie bedeutet die unzureichende Behandlung ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Durchblutungsstörungen. Mit der nicht medikamentösen Hochdruckbehandlung wird einerseits ein eigenständiger blutdrucksenkender Effekt erreicht, andererseits lassen sich die Erfolge einer medikamentösen Hochdruckbehandlung durch die konsequente Weiterführung der allgemeinen Maßnahmen der Behandlung deutlich verbessern.
Gegliedert nach evidenzbasierten Kriterien ergeben sich zur nicht medikamentösen Hochdruckbehandlung folgende Erfolg versprechende Möglichkeiten:
- Evidenzgrad "A": Gewichtsreduktion bei Übergewicht, kochsalzarme Kost, körperliches Training, Vermeidung übermäßigen Alkoholkonsums. Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 07/03 ab Seite 270, weitere Mitteilungen der Verbände ab Seite 268.
- Evidenzgrad "B" und "C": vegetabileKost/Antioxidanzien, &969;-3-Fettsäuren, Stressbewältigung, Beendigung des Zigarettenrauchens.
Mit diesen Möglichkeiten kann für jeden Hochdruckkranken ein breit gefächertes, nicht medikamentöses Therapiekonzept angeboten werden, welches individuelle Faktoren berücksichtigen kann. Ohne Zweifel stellt die Gewichtskontrolle eine "Schlüsselstrategie" in der Prävention und Behandlung der Hypertonie dar. Der Blutdruck senkende Effekt einer Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Hochdruckkranken beträgt ca. -2,5/-1,5 mmHg pro kg Gewichtsabnahme. Bei der erfolgreichen Umsetzung der weiteren genannten Maßnahmen wie regelmäßiges Ausdauertraining und kochsalzarme, vegetabilbetonte, fettmodifizierte Kost ist mit einer beachtlichen mittleren Blutdrucksenkung von etwa 9/6 mmHg zu rechnen.
Beim Ausmaß dieses Blutdruck senkenden Effekts spielen Wechselwirkungen der einzelnen Faktoren eine besondere Rolle. Eine medikamentöse antihypertensive Therapie sollte in der Regel erst nach etwa 3- bis 6-monatigen erfolglosen Allgemeinbehandlungsmaßnahmen einsetzen.
Patientenschulungen – Praktische Ansätze und Umsetzung
M. A. Margret Nichting, Bremen
Die Blutdrucknormalisierung hat einen hohen Stellenwert, für den weiteren Verlauf von hypertonieabhängigen Endorganschädigungen.
Um Risiken zu minimieren, ist ein kontinuierlich normaler Blutdruck wichtig. Wie bei der strukturierten Diabetesbehandlung mit Einsatz der Blutzucker-Selbstkontrolle ist auch bei der Behandlung des Bluthochdrucks die Selbstständigkeit gefragt: Nur mit Blutdruck-Selbstmessung kann gesichert werden, dass die Blutdruckwerte stets günstig, d. h. normal, bleiben. Die Blutdruck-Selbstkontrolle kann in strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogrammen gut erlernt werden.
Patientenschulungen sind obligater Bestandteil der Disease-Management-Programme (DMP) §28e RSA V. Danach müssen Schulungen "strukturiert, evaluiert, publiziert und zielgruppenspezifisch sein, definierte Therapieziele umsetzen, sich an internationalen Qualitätsstandards orientieren und den bestehenden Schulungsstand berücksichtigen." Im Rahmen der DMP wird der Hausarzt eine zentrale Funktion erhalten. Jeder Patient soll Zugang zu qualitativ definierten Schulungen haben. Der Hausarzt steht vor der Entscheidung, ob er Schulungen selbst anbietet oder die Patienten an andere Anbieter überweist.
Für die Implementierung entsprechender Programme sind alle im Gesundheitswesen Tätigen, gefordert.
Im Rahmen des Vortrags wurden folgende Fragen diskutiert: Wer sind die Anbieter von Therapie- und Schulungsprogrammen, welche sind vom Bundesversicherungsamt (BVA) für das DMP Typ-2-Diabetes-mellitus zugelassen, wie und mit welcher Fachkompetenz ist die Durchführung möglich, wer sind die Leistungserbringer und wo gibt es Unterschiede. Am Beispiel des RRASCH-Projekts des VDBD wurde die Umsetzung einer Hypertonie-Behandlungs- und Schulungsmaßnahme ausführlich dargestellt.
Dialyseverfahren: Probleme
Friedrich Lübbecke, Uelzen
Nierenerkrankungen oder eine Beteiligung der Nieren bei so genannten Systemerkrankungen wie Diabetes mellitus, können dazu führen, dass eine ausreichende Blutreinigung bzw. eine mit dem Leben vereinbare Homöostase des Salz- und Wasserhaushalts nicht mehr gewährleistet ist. Dieser Zustand wird als Niereninsuffizienz bezeichnet. Im Endstadium sind die Blutreinigungsverfahren, die vorwiegend als "Dialyse" bezeichnet werden, die einzige Möglichkeit, zumindest die Filterfunktion der Nierenfunktion künstlich zu ersetzen. Ein (nahezu) vollständiger Nierenersatz ist nur durch eine Nierentransplantation möglich.
Hinsichtlich der Methodik der Blutreinigungsverfahren unterscheidet man hauptsächlich die Hämodialyse von der Peritoneladialyse. Bei der Hämodialyse wird das Blut mit Hilfe von semipermeablen Membranen gereinigt. Bei der Peritonealdialyse wird das Bauchfell als "natürliche Blutreinigungsmembran" genutzt.
Probleme der Hämodialyse resultieren zum einen daraus, dass für dieses Blutreinigungsverfahren eine arterio-venöse Kurzschlussverbindung (Shunt) chirurgisch angelegt werden muss. Ein derartiger Shunt kann den Kreislauf belasten und ist jederzeit verschlussgefährdet. Weitere Probleme resultieren aus der Notwendigkeit, die Blutreinigung auf einen Zeitpunkt von wenigen Stunden zu konzentrieren.
Ein besonderes Problem der Peritonealdialyse sind infektiologische Komplikationen. Rezidivierende Bauchfellentzündungen oder Infektionen des implantierten Katheters können beispielsweise zum Abbruch dieses Verfahrens und zur Notwendigkeit der Katheterexplantation führen. Weiterhin können intrabdominelle Erkrankungen die Durchführung der Peritonealdialyse komplizieren. Chronische Probleme jeder Dialysebehandlung ergeben sich aus der Tatsache, dass alle Verfahren die natürliche Nierenfunktion nur partiell ersetzen. EU07/03
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