Interaktionen von Curcuminoiden mit Arzneistoffen
- 11.11.2015
- Print-Artikel
- Alexa Kocher
- Christina Schiborr
- Jan Frank
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Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 17.05.2015 | Angenommen: 17.08.2015
Ältere und chronisch kranke Menschen sind oft bestrebt, ihre Gesundheit durch die Aufnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (vermeintlich) zu fördern. Diese Bevölkerungsgruppen nehmen daher häufig Arzneimittel zusammen mit Pflanzenextrakten ein, die potenziell die Wirkung dieser Arzneistoffe beeinflussen könnten. Hier beschreiben wir die Evidenz für Arzneistoff-Interaktionen des sekundären Pflanzenstoffs Curcumin und verwandter Curcuminoide.
Einleitung
Curcuminoide sind fettlösliche sekundäre Pflanzenstoffe, die aus der Wurzel der Pflanze Curcuma longa (Gelbwurz oder auch Kurkuma genannt) gewonnen werden (Beitrag Schiborr et al. ab Seite M636 [1]) und setzen sich aus ca. 77 % Curcumin, 17 % Demethoxycurcumin und 6 % Bis-Demethoxycurcumin zusammen [2]. Aufgrund ihrer zahlreichen gesundheitsfördernden Wirkungen werden sie schon lange in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung respiratorischer Erkrankungen, Anorexie, diabetischer Wunden oder bei Verdauungsstörungen eingesetzt [3]. Aber auch heutzutage werden frei verkäufliche Curcumin- Supplemente, größtenteils in Kapsel- oder Tablettenform, zur Verbesserung des Gesundheitszustandes von einer Vielzahl von Personen eingenommen. Da Curcumin nur eine geringe orale Bioverfügbarkeit besitzt, d. h. schlecht resorbiert wird, zügig metabolisiert und ausgeschieden wird, werden auch immer häufiger besser bioverfügbare Curcumin-Formulierungen verkauft, welche vielfach höhere Curcumin-Plasmaspiegel erzielen als natives Curcumin [1].
Zusammenfassung
Der sekundäre Pflanzenstoff Curcumin sowie verwandte Curcuminoide könnten für die Prävention und Behandlung einer Vielzahl von degenerativen Erkrankungen wertvoll sein. Da Curcuminoide oft von Bevölkerungsgruppen supplementiert werden, die regelmäßig Arzneimittel einnehmen, stellt sich die Frage, ob die simultane Aufnahme zu Veränderungen in der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Arzneistoffen (dem Wirkstoff eines Arzneimittels) führen könnte. Dies ist besonders im Hinblick darauf relevant, dass natives Curcumin nur eine geringe orale Bioverfügbarkeit besitzt, jedoch eine steigende Anzahl von neuartigen Formulierungen entwickelt wird, welche die Absorption im Dünndarm verbessern und somit höhere Wirkstoffspiegel erzielen. In den bisher durchgeführten Zellkultur- und Tierstudien konnten Effekte von nativem Curcumin auf fremdstoffmetabolisierende Enzyme beobachtet werden.
Des Weiteren wurde die Pharmakokinetik einiger Arzneistoffe im Tiermodel bzw. im Menschen verändert. Allerdings wurden in den bisher durchgeführten Studien keine adversen Effekte durch die Einnahme von Curcumin auf die Arzneistoffwirkungen beschrieben. Einschränkend muss jedoch gesagt werden, dass diese Studien lediglich erste Hinweise geben und durch größer angelegte Studien untermauert werden sollten, da die bisherige Studienlage unzureichend ist. Weiterhin fehlen bis dato noch Studien, welche den Einfluss besser bioverfügbarer Formulierungen auf die Pharmakokinetik von Arzneistoffen gezielt untersuchen.
Schlüsselwörter: Curcumin, Curcuminoide, Kurkuma, Arzneistoff-Interaktionen, Sicherheit, Arzneimittel
Peer-reviewed | Manuscript received: May 17, 2015 | Revision accepted: August 17, 2015
Curcuminoid drug interactions
Older and chronically ill people often attempt to improve their health by taking food supplements. Thus they often take drugs together with plant extracts that might influence the effects of these drugs. In the present article, we describe the evidence for drug interactions involving the secondary plant metabolite curcumin and the related curcumioids.
Introduction
Curcuminoids are lipiphilic secondary plant metabolites isolated from the roots of the plant Curcuma longa (turmeric) (=> see Schiborr et al., page M636 [1]) and consist of ca. 77 % curcumin, 17 % demethoxycurcumin and 6 % bis-demethoxycurcumin [2]. Because of their many health supporting activities, they have long been used in traditional Chinese medicine for the treatment of respiratory disease, anorexia, diabetic wounds or for digestive disorders [3]. Curcumin supplements are freely commercially available, mostly as capsules or tablets; many people take them to improve their health. The oral bioavailability of curcumin is low, i.e. it is poorly absorbed, and rapidly metabolized and eliminated. For this reason, curcumin formulations with better bioavailability are being sold increasingly often; these give much higher plasma concentrations of curcumin than native curcumin [1].
Summary
The secondary plant metabolite curcumin and the related curcuminoids may be valuable in the prevention and treatment of many different degenerative diseases. As curcuminoids are often taken as supplements by some population groups, it may be asked whether this can lead to changes in the pharmacokinetics or pharmacodynamics of other drugs taken at the same time. It is particularly important to clarify this issue, as native curcumin only exhibits low bioavailability, but many novel formulations are being developed that enhance its absorption in the small intestine and thus lead to higher concentrations of the active drug. Cell culture and animal studies have shown that native curcumin can affect xenobiotic metabolizing enzymes. There are also effects on the pharmacokinetics of active substances in animal studies and in men. On the other hand, it has not been shown that curcumin has any adverse effects on the pharmacological activity of other drugs. However, it must be emphasized that these studies are preliminary rather than conclusive and must be supported by larger scale investigations. It has also not been investigated whether the formulations with better bioavailability can influence the pharmacokinetics of other drugs.
Keywords: curcumin, curcuminoids, turmeric, drug interactions, safety, drug
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/15 auf den Seiten 188 bis 195.
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