Editorial 01/04: Ein Jahr der Entscheidungen

Prof. Dr. Helmut ErbersdoblerHelmut Erbersdobler, Kiel

Kurz vor Jahresende wurde der überarbeitete Entwurf des Gesetzes zur Neuordnung des Lebensmittel- und des Futtermittelrechts vorgelegt. Dieser war erst nach langen Diskussionen mit den verschiedenen Interessengruppen zustande gekommen. Über den Vorschlag der Europäischen Kommission vom Juli 2003 für eine Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben für Lebensmittel wird ebenfalls weiter intensiv diskutiert .

Es ist zu hoffen, dass die geplanten Reglementierungen zum Schutz vor Täuschung und Schädigung, u. a. durch falsche oder unbewiesene Behauptungen, nicht zu einer weiteren "Banalisierung" der Werbeaussagen und "Verwirrung" der Verbraucher führen. Sinnvolle und weiterführende funktionsbezogene Aussagen sollten möglich sein, um Kreativität und Innovationen beim Erzeuger einerseits, Akzeptanz und Wissen beim Verbraucher andererseits zu fördern.

Dies gilt auch für den Bereich der Gentechnik. Soweit Genehmigungen für gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel vorliegen bzw. noch ausgesprochen werden, liegt ab 1. April die Entscheidung für deren Einsatz bei Erzeugern, Handel und Verbrauchern gleichermaßen. Dann müssen die entsprechenden Lebensmittel nämlich deklariert werden. Hoffentlich reagieren alle vernünftig. Ich erwarte nichts Gutes!

Aber wir sollten nicht nur bange in die Zukunft sehen und warten, was auf uns zukommt. Lassen Sie uns aktiv die Ernährungswissenschaft fördern! Endlich den Kinderschuhen und Gründerjahren entwachsen, hat sich die Ernährungsszene etabliert und wird in der Öffentlichkeit anerkannt.

Besonders erfreulich ist die Situation beim wissenschaftlichen Nachwuchs. Hochtalentierte junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den verschiedensten Gebieten der Ernährung haben sich im deutschsprachigen Raum qualifiziert. Sie möchten ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Ideen in Forschung und Lehre einbringen. Wir müssen alles tun, um diese jungen Kolleginnen und Kollegen bekannt zu machen, zu fördern und im Lande zu halten. Nur so kann die Ernährungswissenschaft eine eigene Identität und Selbstvertrauen entwickeln. Die dazu nötige "kritische Masse" an potenten Ernährungsinstituten dürften wir inzwischen, u. a. durch die erfolgreiche Arbeit des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam und den Ausbau der Ernährungswissenschaft in Weihenstephan, erreicht haben. Nun müssen wir uns nur noch einig sein und gemeinsam das Ziel, die Förderung der Ernährungswissenschaft, national und international verfolgen.

Hierzu will die Ernährungs-Umschau auch im 50. Jahr ihres Bestehens beitragen. Seit ihrer Gründung informiert sie über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Ernährung mit dem Ziel, Wissenschaft und Praxis miteinander zu verbinden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bietet sie eine Plattform, Forschungsvorhaben und -ergebnisse auch außerhalb der doch recht kleinen scientific community vorzustellen und mit Meinungsbildnern und Multiplikatoren zu diskutieren. Dank der großen Verbreitung der deutschsprachigen Ernährungs-Umschau erhalten so an Ernährungsfragen Interessierte fundierte Einblicke in wissenschaftliche Denk- und Sichtweisen. Nicht zuletzt können sie dann besser differenzieren, wer welche Aussage zu welchem Thema gemacht hat. Das könnte so manche anstehende Diskussion wesentlich erleichtern.

In diesem Sinne: Packen wir es an! Ein gutes, erfolgreiches und gesundes Jahr wünscht Ihnen auch im Namen der Redaktion und des Verlages der Ernährungs-Umschau.

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