Zwischen Schweinebraten und Psychose - Als Diätküchenleiterin in der Psychiatrie
- 12.02.2002
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- Redaktion
Walburga Dabbelt, Ottmarsbocholt
Nach einem Vortrag anlässlich der 43. Fortbildungstagung des VDD vom 25. bis 27. April 2001 in Münster
Erfahrungsgemäß hat die Psychiatrie für viele Menschen etwas Fremdes und Beängstigendes. Schnell entstehen beim Kontakt mit psychisch Kranken Unsicherheit und Abneigung. Schon immer begegneten geistig Gesunde den geistig Erkrankten mit Gefühlen wie Verachtung, Abscheu, Spott oder Herablassung. Auch heute empfinden noch viele Menschen so. Aber das naturwissenschaftliche Denken hat sich weiterentwickelt. Der moderne Mensch hat sich von der Vorstellung, den geistig Erkrankten durch Folter, Nahrungsentzug und Gewalt zu therapieren, freigemacht. Dennoch bleiben bei vielen Menschen Angst vor der Begegnung mit psychisch kranken Menschen.
Durch das Erkennen der wechselseitigen Abhängigkeit von Körper und Seele erweiterten sich die Untersuchungsmethoden. Seit 30 Jahren werden unter dem Begriff Psychosomatik körperliche Krankheiten erforscht, die auf emotionale Einflüsse zurückzuführen sind oder wahrscheinlich mit ihnen in Verbindung stehen. Psychosomatische Erkrankungen sind vielseitig. Dazu zählen Magen- und Darmgeschwüre, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Hauterkrankungen, Angina pectoris nervosa, Asthma bronchiale, Migräne und viele mehr.
Alle Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Körper und Seele ergeben die Grundlagen der modernen Psychiatrie. Die Persönlichkeit des Menschen, das Milieu, die Vererbung und die Lebensgeschichte werden bei der Nachforschung und Befragung umfassend mit einbezogen.
Obwohl die Ansprüche an diejenigen, die im Bereich der Psychiatrie arbeiten, sehr hoch sind, hat die Psychiatrie ein bescheidenes Ziel. Der bekannte Arzt Trudeau hat dies einmal in die schlichten Worte gefasst: "Manchmal heilen, oft lindern, immer trösten."
Seit dem 2. Juni 1998 arbeite ich für den Förderkreis Sozialpsychiatrie in Münster. Ziel dieses Förderkreises ist es, durch sozialpolitische Einflussnahme und durch den Aufbau innovativer, insbesondere ambulanter Hilfeformen, Menschen mit psychischer Störung eine alternative zur Anstaltspsychiatrie zu bieten. Nicht Ausgrenzung und lediglich Versorgung durch psychiatrische Institutionen, sondern das Ziel der sozialen und beruflichen Eingliederung ist bis heute maßgeblich für das Selbstverständnis des FSP. Die Hilfsangebote des FSP wenden sich an Menschen mit schweren psychischen Störungen (Psychosen, Neurosen).
Die Einrichtung, in der ich beschäftigt bin, wendet sich vorwiegend an psychisch Kranke, die schon häufiger bzw. über längere Zeit stationär behandelt wurden. In vielen Fällen ist eine Chronifizierung der Krankheit eingetreten. In diesem Haus wohnen während der Reha-Maßnahme 20 Patienten. Viele der Betroffenen verfügen über eine längere berufliche Vorerfahrung, an die zwar nicht immer direkt angeknüpft werden kann, die aber bei entsprechender psychischer Belastbarkeit gute Voraussetzung für eine berufliche Eingliederung ist. EU02/02
Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 02/02 ab Seite 60.
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