ANTOP-Studie: Psychotherapie ist wirksam bei Magersucht

Erwachsene magersüchtige Patientinnen, die nicht zu schwer erkrankt sind, können mit psychotherapeutischer Behandlung erfolgreich ambulant behandelt werden. Zwei neue psychotherapeutische Verfahren bieten hierzu verbesserte Therapiechancen.

Allerdings kann einem Viertel der Patientinnen nicht schnell geholfen werden. Dies hat eine großangelegte Therapiestudie zur Magersucht gezeigt, die in The Lancet veröffentlicht wurde. Die ANTOP-Studie wurde an zehn deutschen universitären Essstörungszentren unter Federführung der Abteilungen für Psychosomatische Medizin der Universitätskliniken Tübingen und Heidelberg durchgeführt.

„Im Langzeitverlauf führt die Magersucht in bis zu 20 % zum Tod – damit ist sie die gefährlichste aller psychischen Erkrankungen. Betroffene leiden zudem oft ihr ganzes Leben lang unter psychischen oder körperlichen Folgen der Magersucht“, erklärt Prof. ZIPFEL. Psychotherapie ist als Therapie der Wahl bei Magersucht anerkannt und wird in Deutschland als Leistung der Krankenkassen bezahlt. Allerdings fehlten bislang große klinische Studien, die die Wirksamkeit verschiedener Therapieverfahren vergleichend untersuchten. Somit war weitgehend ungeklärt, welche Form der Psychotherapie am effektivsten ist.

In der ANTOP-Studie wurden 242 erwachsene Patientinnen insgesamt 22 Monate (10 Monate Therapie, 12 Monate Nachbeobachtung) begleitet. Bei allen 242 Patientinnen führten speziell ausgebildete Psychotherapeuten die Therapien durch. Die Hausärzte waren in die Behandlungen eingebunden; sie untersuchten die Patientinnen zumindest einmal pro Monat. Rund ein Drittel der Patientinnen musste wegen ihres schlechten Gesundheitszustands vorübergehend stationär aufgenommen werden; etwa ein Viertel der Patientinnen nahm nicht bis zum Ende an der Behandlung teil.

Verglichen wurden drei Psychotherapieverfahren:

  • 1. Die fokale psychodynamische Psychotherapie bearbeitet in Therapiesitzungen die ungünstige Gestaltung von Beziehungen sowie Beeinträchtigungen bei der Verarbeitung von Emotionen.
  • 2. Die kognitive Verhaltenstherapie hat zwei Schwerpunkte: die Normalisierung des Essverhaltens verbunden mit Gewichtssteigerung sowie die Bearbeitung mit der Essstörung verbundener Problembereiche.
  • 3. Die Standard-Psychotherapie wurde als optimierte Regelversorgung von erfahrenen Psychotherapeuten durchgeführt.

Die magersüchtigen Patientinnen in allen drei Gruppen hatten nach Therapie-Ende und einem weiteren Jahr Nachbeobachtung deutlich an Gewicht zugenommen: Ihr BMI hatte durchschnittlich um 1,4 BMI-Punkte (entspricht durchschnittlich 3,8 kg) zugelegt. Insgesamt zeigten die beiden neuen Therapieformen im Vergleich mit der optimierten Standardtherapie Vorteile. Die Akzeptanz der beiden neuen Psychotherapien war bei den Patientinnen sehr hoch. Dennoch litt auch ein Jahr nach Ende der Therapie ca. ein Viertel immer noch unter dem Vollbild derMagersucht.

Das Fazit: Erwachsene Patientinnen haben durch die spezifischen Therapien eine realistische Chance auf eine Heilung oder nachhaltige Besserung. Es bleiben aber große Herausforderungen für die Prävention und die frühe Behandlung der Magersucht bestehen.

Literatur: Zipfel et al. (2013) Focal psychodynamic therapy, cognitive behaviour therapy, and optimised treatment as usual in outpatients with anorexia nervosa (ANTOP study): randomised controlled trial. Lancet [published online October 14, 2013]

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen, Pressemeldung vom 14.10.2013

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 02/14 auf Seite M71.

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