Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE): Bitterrezeptor in Becherzellen des Dickdarms nachgewiesen

Wie ein Wissenschaftlerteam um Maik BEHRENS und Wolfgang MEYERHOF vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung erstmals auf zellulärer Ebene am Mausmodell nachgewiesen hat, produziert eine Gruppe hochspezialisierter Dickdarmzellen den Bitterrezeptor Tas2r131. Bei dem identifizierten Zelltyp handelt es sich um eine Untergruppe von schleimproduzierenden Becherzellen.

Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Zellen sowie der Bitterrezeptor eine Rolle bei der Abwehr von Schadstoffen spielen könnten [1]. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Geschmacksrezeptoren für Süß und Bitter nicht nur auf der Zunge zu finden sind, sondern auch in anderen Körperregionen. US-amerikanische Forscher entdeckten kürzlich Bitterrezeptoren in der Schleimhaut menschlicher Atemwege. Ihre Daten lassen vermuten, dass die Bitterrezeptoren auf bakterielle Signalstoffe reagieren und für die lokale Immunabwehr bedeutsam sind.

Eine andere Forschergruppe konnte in hormon-produzierenden endokrinen Darmzellen und chemosensorischen Bürstenzellen des Magen-Darm-Trakts Untereinheiten des Süßrezeptors nachweisen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass der Süßrezeptor eine Rolle bei der Regulation des Blutzuckerspiegels spielt. „Am Modellsystem der Maus konnten wir nun erstmals den Bitterrezeptor Tas2r131 in einer kleinen Untergruppe von Becherzellen nachweisen. In intestinalen Bürstenzellen und endokrinen Zellen detektierten wir dagegen keine Bitterrezeptoren“, berichtet Simone PRANDI, Erstautorin der Publikation.

Die neuen Daten weisen zudem darauf hin, dass die Konzentration der Tas2r131-produzierenden Zellen in dem Darmabschnitt am höchsten ist, in dem auch die meisten Bakterien angesiedelt sind. „Becherzellen produzieren Schleim, wodurch eine Schicht entsteht, die das Anlagern von Mikroorganismen verhindert und welche die Schleimhaut vor chemischen und mechanischen Verletzungen schützt. Zudem gibt es Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Bitterstoffe die Flüssigkeitssekretion im Dickdarm erhöhen. Wir vermuten daher, dass die im Darm lokalisierten Bitterrezeptoren und die von uns identifizierten Zellen eine Rolle bei der Abwehr von bakteriellen und/oder mit der Nahrung aufgenommenen Schadstoffen spielen könnten“, erklärt Maik BEHRENS, Biologe und Leiter der Untersuchung.

Zukünftig will das Forscherteam die Eigenschaften dieser speziellen Becherzellen noch weiter aufklären, um die Funktion der intestinalen Bitterrezeptoren und das Abwehrsystem des Darms besser zu verstehen.

Mehr zum Thema Bitterrezeptoren finden Sie im Beitrag „Physiologische Grundlagen der Geschmackswahrnehmung“ in EU 07/2013, S. 124 ff.

Literatur: 1. Prandi S et al. (2013) A subset of mouse colonic goblet cells expresses the bitter taste receptor Tas2r131. PLOS ONE [http://dx. plos.org/10.1371/journal.pone. 0082820]

Kontakt: Dr. habil. Maik BEHRENS, Prof. Dr. Wolfgang MEYERHOF Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam- Rehbrücke (DIfE) Abteilung Molekulare Genetik E-Mail: behrens@dife.de E-Mail: meyerhof@dife.de

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Pressemeldung vom 19.12.2013

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 02/14 von Seite M74 bis M75.

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