Nachlese 2/2025: „Frühstücken wie ein Kaiser?“

Esse morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann. Der traditionellen Sichtweise zufolge soll das Frühstück als wichtigste Mahlzeit den Stoffwechsel ankurbeln, den Blutglucosespiegel stabilisieren und Energie für den Tag liefern. Wer morgens frühstückt hat u. a. weniger Heißhungerattacken, eine stabilere Energieversorgung und ist seltener adipös [1, 2].

Liegt das an dem Frühstück selbst oder haben Menschen, die sich morgens ein ausgewogenes Frühstück zubereiten, vielleicht einfach einen gesünderen Lebensstil als „Frühstücksmuffel“? Viele frühstücken gerne, einige unregelmäßig, eine Minderheit lässt das Frühstück aus. Diejenigen, die frühstücken, essen am liebsten herzhaft – darauf folgt das süße Frühstück [3].
Nicht selten werden Lebensmittel mit hoher glykämischer Last verzehrt. Da bringt auch die neue zuckerreduzierte „Frühstücksrichtlinie“ der EU wenig Abhilfe. Besonders in den sozialen Medien wird darüber debattiert: Ernährungsexpert*innen und Lai*innen gleichermaßen werfen die Frage auf, ob das Frühstück sinnvoll oder „abgefrühstückt“ ist. Ein Punkt, der dabei immer wieder zur Sprache kommt, ist die Wirkung auf den Blutglucosespiegel. Die frühmorgendliche Aufnahme von Kohlenhydraten soll die Insulinproduktion unnötig ankurbeln. Befürworter*innen des intermittierenden Fastens argumentieren, dass das Auslassen des Frühstücks den Körper nicht nur entlastet, sondern auch die natürliche Fettverbrennung fördert. Studien zeigen, dass Nicht-Frühstückende im Vergleich zu Frühstückenden eine verbesserte Insulinempfindlichkeit und eine günstigere Fettverteilung aufweisen [4]. Relativiert wird diese Aussage allerdings durch Erkenntnisse der Chronobiologie – Stichwort „Eulen“ und „Lerchen“ [5].
Für die einen gehört das Frühstück zum Pflichtprogramm, für die anderen ist ein gesundes und ausgewogenes Frühstück der perfekte Start in den Tag. Fakt ist: Das Thema Frühstück wird in einer Zeit, in der der Diskurs über Körperwahrnehmung und intuitive Ernährung populär geworden ist, kontrovers diskutiert. Die eigene Gesundheit hängt hierbei nicht nur davon ab, ob bzw. was wir morgens essen, sondern vor allem davon, wie wir auf die Bedürfnisse unseres Körpers hören und reagieren.

Ihre Anna Sidorenko

Literatur

1. Hursel R, et al.: Clin Nutr 2022; 694: l42.
2. Gwin JA, et al.: Adv Nutr 2018; 9(6): 717–25.
3. www.sueddeutsche.de/leben/umfrage-fruehstueck-ist-fuer-viele-die-wichtigste-mahlzeit-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230308-99-871006  (last accessed on 27 January 2025).
4. Song DK, Kim YW: J Yeungnam Med Sci 2023; 40(1): 4-11
5. Stutz B, et al.: Eur J Nutr 2024; 63(5): 1593–604.



Den vollständigen Artikel finden Sie wie auch die Vorschau auf das nächste Heft in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 2/2025 auf Seite M136.

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