Editorial 03/13: Unter Beobachtung
- 12.03.2013
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- Redaktion
Dr. Udo Maid-Kohnert
Hatten die Organisatoren des diesjährigen wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit ihrem Oberthema „Unter Beobachtung“ eine Vorahnung, wie intensiv wir gerade in diesen Wochen Zutatenlisten, Vertriebswege oder gar den Metzger unseres Vertrauens beachten?
Nein, den Pferdefleischskandal hatte man wohl doch nicht vorausgeahnt, sonst wäre der Kongress-Untertitel „Ernährungsforschung mit der Bevölkerung“ ja sehr missverständlich.
Auch wir kommen am Pferdefleisch-Thema nicht vorbei. Offensichtlich stehen Teile der Lebensmittelkette nicht ausreichend unter Beobachtung: Lesen Sie hierzu den Kommentar unseres Herausgebers auf S. M184.
Ernährungsforschung mit der Bevölkerung – das könnte auch als Motto über den Beiträgen in dieser Ernährungs Umschau stehen: Sei es der Einfluss von Lebensmittelpreisen auf die Kaufentscheidung pro oder kontra energiedichter Lebensmittel im Beitrag von Joachim WESTENHÖFER (ab S. 30) oder zur Typologisierung männlicher Bio-Käufer von Anette CORDTS et al. (ab S. 36).
Im Interview ab S. M127 geht Prof. Heiner BOEING darauf ein, inwieweit die Erkenntnisse aus Bevölkerungsstudien bereits wieder auf aktuelle Ernährungsempfehlungen zurückwirken. Dann nämlich wird aus Forschung an der Bevölkerung eine Forschung für die Bevölkerung. Welches Potenzial die Quantified-Self-Anhänger mit ihrem Interesse an Körperfunktionen und gesundheitlichen Zusammenhängen auch für ernährungswissenschaftliche Studien bieten, dieser Frage gehen wir in unserem Beitrag zum Thema Self-Tracking ab S. M148 nach und stellen (nicht nur) technologische Entwicklungen vor.
Und hier schließt sich der Kreis: In Zeiten, in denen technologisch selbst kurze Unterbrechungen von Kühlketten nachweisbar sind, Produktchargen und Lieferwege von Zutaten über Barcodes eindeutig indentifiziert – eben „getrackt“ – werden können und auch eine Reinheitskontrolle von Zutaten über DNA-Analytik, HPLC oder Massenspektrometrie gerade in Großbetrieben keine unbezahlbare Maximalforderung darstellt, muss man politisch über Wege und Maßnahmen nachdenken, die die kriminelle Energie zur Lebensmittelverfälschung bremsen – oder unrentabel machen.
Ihr
Udo Maid-Kohnert
Den Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 03/13 auf Seite M121.