Journalistenseminar der DGE: Ernährungsbericht 2012

Mitte Dezember 2012 wurde der nunmehr 12. Ernährungsbericht (EB 2012) von der DGE an Bundesministerin Ilse AIGNER übergeben. Am 30. Januar hatten Vertreter der Presse im Rahmen eines DGE-Journalistenseminars die Möglichkeit, sich intensiv mit den einzelnen Schwerpunkten des Ernährungsberichts auseinanderzusetzen.

Unter der Moderation von Dagmar VON CRAMM (Präsidium der DGE) und Prof. Peter STEHLE als Chefredakteur des Ernährungsberichts wurden die einzelnen Kapitel in einführenden Vorträgen und ausführlichen Fragerunden erörtert. Mehr zum Ernährungsbericht 2012 s. Ernährungs Umschau 12/2012, S. 665. Das DGEinfo stellt ab der Januar-Ausgabe 2013 Schwerpunkte der einzelnen Kapitel vor.

Prof. Alfonso LAMPEN, Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, ging in seinem Vortrag Wie belastet sind unsere Lebensmittel? auf den Aspekt Lebensmittelsicherheit (Kap. 4 des EB) ein. Aktuelle Aufgabenfelder der lebensmitteltoxikologischen Forschung – 2 Wochen vor dem Pferdefleisch-Skandal – sieht er in der möglichen Migration von Verpackungsbestandteilen (z. B. Weichmacher, Druckfarben) in die Lebensmittel (LM), in der noch nicht ausreichenden Bewertung des Risikopotenzials von hitzebedingten Kontaminanten (unerwünschte Stoffe, die bei der thermischen Zubereitung von LM entstehen, z. B. Acrylamid) und sog. Botanicals (hochkonzentrierte Pflanzenstoffe, die z. T. übers Internet angeboten werden) sowie der Nanotechnologie.

Dr. Gert MENSINK, Robert Koch-Institut, Berlin, widmete sich dem Dauerthema Übergewicht und Adipositas in Deutschland (Kap. 1.7 des EB). Der Vergleich von Daten der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) mit Daten aus früheren Erhebungen zeigt nach wie vor bedeutende Anstiege in der Prävalenz der Adipositas. In der Diskussion der Daten wurde deutlich, wie wichtig zur Beurteilung von Trends eine klare Differenzierung von „Übergewicht“ in Präadipositas (BMI 25–29,9) und Adipositas (BMI ≥ 30) ist.

Gleich in zwei Kapiteln widmet sich der EB 2012 dem steigenden Anteil Älterer und hochbetagter Menschen in der Bevölkerung. Beide Kapitel wurden im Seminar auch von den Kapitelbetreuerinnen vorgestellt. Prof. Dorothee VOLKERT, Nürnberg, ging auf die Ernährungssituation von Seniorinnen und Senioren mit Pflegebedarf in Privathaushalten (ErnSiPP-Studie) ein (Kap. 2 des EB) und Prof. Ulrike ARENS-AZEVEDO, Hamburg, auf die Situation, Qualität und Zufriedenheit mit dem Angebot von „Essen auf Rädern“ (Kap. 3 des EB). Beide Studien werden in einer der nächsten Ausgaben der Ernährungs Umschau in der Rubrik Ernährungslehre & Praxis ausführlicher vorgestellt.

Angela BECHTHOLD, Referat Wissenschaft der DGE, stellte im Anschluss Ernährungs- und Gesundheitstrends in Deutschland vor und ging auf Daten zum Lebensmittelverbrauch, zum Ernährungsverhalten, aber auch auf den Gebrauch von Supplementen innerhalb der Bevölkerung ein. Auch hier wurde deutlich, wie wichtig es ist, die Ernährungssituation einzelner Bevölkerungsgruppen differenziert zu betrachten. Im Abschlussreferat erläuterte Prof. Heiner BOEING, Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Potsdam, Möglichkeiten und Grenzen der Prävention von Krebserkrankungen durch Ernährung (Kap. 5 des EB). Lesen Sie hierzu das nachstehende Interview mit Prof. BOEING.

Das Thema Ernährung „zieht“. Dies zeigt auch die große Teilnehmerzahl des DGE-Journalistenseminars. Gleich mehrere der Referenten konstatierten jedoch eine communication gap: Wissenschaftliche Daten gelangen nicht oder teilweise falsch interpretiert in die Berichterstattung der Medien. Neben den bekannten Ursachen – Aufmerksamkeitswert vermeintlich neuer oder schlechter Nachrichten, zu starke Verkürzung komplexer Zusammenhänge – spielen hierbei aber auch Nicht- bzw. Falsch-Verstehen eine Rolle.

So werden Begriffspaare wie Risiko/Gefahr, möglich/wahrscheinlich oder Unterversorgung/ Mangel in der Umgangssprache oft synonym verwendet, während sie in der Wissenschaft klar abgegrenzt sind. Die Referenten und Moderatoren nutzten die Chance des Journalistenseminars, auf die nötige sprachliche Präzision und mögliche Missverständnisse hinzuweisen, und das Programm bot erfreulich viel Zeit, um in den Diskussionen zu den einzelnen Vorträgen auch auf solche Details einzugehen.

Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/13 auf Seite M126.

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