Universität Jena: Raps kann Soja als Proteinquelle ersetzen

„Jährlich werden 80 Mio. t Rapseiweiß geerntet und ausschließlich an Tiere verfüttert. Wir sind sehr daran interessiert, diese wertvolle Eiweißquelle direkt für die menschliche Ernährung zu erschließen“, so Prof. Dr. Gerhard JAHREIS von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Ernährungswissenschaftler und sein Team haben nun die Rapspflanze als Ganzes auf ihr Potenzial für die menschliche Ernährung untersucht und die weltweit erste Studie zur Verwertung von Rapseiweiß beim Menschen durchgeführt.

Zunächst wurde kaltgepresstes Rapsöl unter schonenden Bedingungen gewonnen, das als wertvolles Omega-3-Öl bereits einen festen Platz in der menschlichen Ernährung innehat. Aus den dabei entstandenen Pressrückständen wurde in Zusammenarbeit mit einer kanadischen Firma ein Protein-Isolat extrahiert. 28 Studienteilnehmer verzehrten vergleichend das Raps- bzw. Sojaprotein, danach wurde die Aminosäureanflutung im Blut analysiert.

Den Ergebnissen zufolge machte es keinen Unterschied, ob die Proteine über Soja oder Raps aufgenommen wurden; die Bioverfügbarkeit zwischen den beiden Proteinträgern scheint demnach gleich zu sein. Damit könnte das für die Herstellung von Lebensmitteln vielseitig verwendete und größtenteils in Südamerika angebaute Soja durch heimisches Rapsprotein ersetzt werden bzw. steht dieses zusätzlich als gleichwertige Proteinquelle zur Verfügung. Der Prozess des Extrahierens ist bei Raps zwar etwas aufwändiger als bei Soja, doch bereits jetzt stehen der Forschergruppe zufolge in Deutschland Unternehmen bereit, die in der Lage seien, Rapsprotein zu isolieren.

Noch verhindert jedoch die Gesetzgebung in Europa den Einsatz von Rapsprotein in der menschlichen Ernährung. Es bedarf der Anerkennung als „neuartiges Lebensmittel“ durch die EU. Irland hat dem Einsatz bereits zugestimmt. Die jetzt vorliegenden Studienergebnisse der Universität Jena stellen einen wichtigen Schritt bei der Zulassung von Rapseiweiß für die menschliche Ernährung dar.

Literatur: Fleddermann M, Fechner A, RÖSSLER R et al. Nutritional evaluation of rapeseed protein compared to soy protein for quality, plasma amino acids, and nitrogen balance – a randomized cross-over intervention study in humans. Clinical Nutrition [DOI: 10.1016/j.clnu.2012.11.005]

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Pressemeldung vom 28.01.2013

Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/13 auf Seite M131.

Das könnte Sie interessieren
Bunt und außer Kontrolle weiter
Erfassung der Patient*innenzufriedenheit in der ambulanten Ernährungsberatung und... weiter
Der VDOE-Vorstand hat sich konstituiert weiter
Zähes Ringen um leistungsgerechte Vergütung weiter
Neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen für Deutschland, Österreich und die... weiter
Ernährungsforschung an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) weiter