Editorial 3/2025: Ernährungsberatung im GLP-1-Zeitalter
- 12.03.2025
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- Helmut Heseker
Die Hauptursache für Übergewicht ist hinlänglich bekannt: Die zu hohe Energiezufuhr bzw. chronisch-positive Energiebilanz, die durch eine adipogene Lebenswelt begünstigt wird. Bisher angewandte präventive und therapeutische Maßnahmen zur Gewichtsreduktion (inkl. Ernährungs- und Lebensstilberatung) konnten eine weitere Zunahme der Verbreitung dieser Problematik sowie eine weitere Erhöhung der Kleidergröße bei den bereits Übergewichtigen nicht verhindern. Besonders bei hochgradiger Adipositas galten drastische bariatrische Operationen zuletzt als letzter Hoffnungsschimmer für eine schnelle Gewichtsreduktion, eine Verbesserung adipositasassoziierter Erkrankungen und eine allgemeine Steigerung der Lebensqualität.
Neue Pharmaka wie Ozempic®, Wegovy® oder Mounjaro® führen derzeit zu einem fundamentalen Wandel in der Adipositastherapie. Diese GLP-1-basierten Substanzen bewirken nicht nur eine deutliche Gewichtsreduktion, sondern sollen auch viele gravierende Begleit- und Folgekrankheiten der Adipositas verbessern. Professor Hans Hauner erläutert in seinem hochinteressanten Beitrag (S. M166) die Wirkungen dieser neuen Medikamente und beschreibt bisher vorliegende praktische Erfahrungen. Er betont, dass diese Wirkstoffe die Ernährungs- und Bewegungstherapie leichter machen, aber keinesfalls ersetzen können. Befürchtungen, dass die neuen Medikamente die Ernährungstherapie überflüssig machen könnten, seien völlig unbegründet. Im Gegenteil: Eine sinnvolle Kombination von Lebensstilmaßnahmen und adjuvanter Pharmakotherapie führe zu besseren Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Adipositas.
Ein weiterer Peer-Review-Beitrag von Robert Renter et al. (S. M148) zum Themenkomplex Adipositas beschäftigt sich mit der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Nudgingstrategien in der Adipositastherapie. Obwohl in einigen Interventionsstudien zwar positive Effekte erzielt wurden, können bisher keine Aussagen über deren Langzeiteffekte und Nachhaltigkeit gemacht werden.
Ninetta Scura und Andrea Thutewohl stellen ihr Modell für ein allgemeines Verständnis der professionellen Ernährungsberatung mit fünf Ebenen der beratenden Intervention vor, die in der Ernährungsberatung genutzt werden können, um Klient*innen bei der Entwicklung einer gezielten Selbstregulierung zu unterstützen (S. M191).
Ihr Helmut Heseker
Dieses Editorial finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2025 auf Seite M137.