Möglichkeiten der Nutzung von Nudging in der Adipositastherapie
- 12.03.2025
- Print-Artikel
- Robert Renter
- Sarah Forberger
- Anna Floegel
Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Übersicht) eingereicht: 08.04.2024; Überarbeitung angenommen: 08.09.2024
Ein Scoping Review
Einleitung
Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die für Betroffene mit schwerwiegenden körperlichen und psychischen Gesundheitsrisiken einhergeht [1–5]. Die weltweit hohe und stetig steigende Prävalenz von Übergewicht und Adipositas macht die Erkrankung zu einer gesellschaftlichen Herausforderung und einem hochrelevanten Gesundheitsproblem unserer Zeit [6, 7]. Ergebnisse aktueller Untersuchungen ergeben, dass 54 % der deutschen Bevölkerung von Übergewicht (einschließlich Adipositas) und 19 % der Menschen von Adipositas betroffen sind [8]. Dieser Zustand wurde durch die Covid-19-Pandemie zusätzlich negativ beeinflusst. [9].
Die finanziellen Folgen für das Gesundheitssystem sind enorm, in Deutschland werden die jährlichen Kosten für die Behandlung von Adipositas inkl. Komorbiditäten auf rund 63 Mrd. € geschätzt [10]. Nudginginterventionen, die Personen zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten „anstupsen“, könnten eine kostengünstige Ergänzung im Repertoire konventioneller Behandlungsmöglichkeiten von Übergewicht und Adipositas sein. Unabhängig vom Therapiekontext werden sie bereits im Bereich Ernährung häufig und mit positiven Effekten eingesetzt [11–14], insbesondere um gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu verstärken, bspw. in Schulen, Supermärkten, Bürogebäuden, Krankenhäusern, Restaurants, Kantinen oder militärischen Einrichtungen [12]. Nugdinginterventionen bergen das Potenzial, gesunde Entscheidungen in Bezug auf eine ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensmittelauswahl um bis zu 15 % im Mittelwert (95 %-Konfidenzintervall: 8 %–23 %) zu erhöhen [14]. Ebenfalls sind Einflüsse auf eine Verringerung der Energieaufnahme möglich [14]. ...
Abstract
Hintergrund: Nudginginterventionen zur gesundheitsförderlichen Veränderung des Ernährungsverhaltens finden bisher keine Erwähnung in relevanten deutschen Leitlinien zur Adipositasprävention und -therapie. Ziel dieser Studie war es, bisherige Nudginginterventionen bei erwachsenen Personen zur Therapie von Adipositas und deren Wirksamkeit systematisch zu erfassen. Methodik: Die systematische Suche erfolgte mit einem a-priori-Ansatz nach critically appraised topic (CAT). Es wurden drei Datenbanken im Zeitraum von 15 Jahren durchsucht, 959 Publikationen identifiziert, daraus 7 Studien eingeschlossen und Informationen nach PICOC-Schema extrahiert. Ergebnisse: Die ausschließlich aus den USA stammenden Studien zeigten eine gemischte Wirksamkeit von Nudging bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas. Obwohl einige positive Effekte auf Körpergewichtsreduktion und der Förderung gesunder Ernährungsgewohnheiten beobachtet wurden, waren die Studiendesigns heterogen und Langzeiteffekte wurden nicht ausreichend untersucht. Diskussion: Langfristige Studien mit größeren Stichproben und in weiteren Regionen sind erforderlich, um die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Nudgingstrategien in der Adipositastherapie zu bewerten.
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2025 auf den Seiten M148 bis M155.
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