Subjektive Bewertung und Beachtung einzelner Aspekte einer gesundheitsförderlichen Ernährung bei rüstigen älteren Menschen

  • 12.04.2022
  • Print-Artikel
  • Hanna Maria Siebentritt
  • Eva Kiesswetter
  • Anne Hannink
  • Beate Brandl
  • Thomas Skurk
  • Nina Wawro
  • Jakob Linseisen
  • Hans Hauner
  • Dorothee Volkert

free access to english version

Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 13. Januar 2022 / Überarbeitung angenommen: 18. Februar 2022

Einleitung

Warum essen ältere Menschen, was sie essen? Neben Appetit und Geschmack spielt v. a. das Motiv „Gesundheit“ eine wesentliche Rolle [1, 2]. Dies erscheint intuitiv überzeugend, da im höheren Alter Wahrnehmung und objektive Prävalenz gesundheitlicher Einbußen steigen. Eine ausgewogene Ernährung kann zum Ziel eines gesunden Alterns wesentlich beitragen [3]. Gut umsetzbar ist diese insbesondere für rüstige SeniorInnen, die selbständig zu Hause leben und noch gute Ressourcen besitzen, ihren Alltag samt Einkäufen und Essenszubereitung selbstbestimmt zu gestalten. Nicht alle älteren Menschen ernähren sich jedoch den Empfehlungen entsprechend und häufig ist auch bei selbständig lebenden SeniorInnen die Energieund Nährstoffzufuhr ungenügend [4–6].

Unabhängig vom Alter ist belegt, dass Menschen, die der Gesundheit einen hohen Stellenwert bei der Essenswahl einräumen, tatsächlich auch gesünder essen – allerdings ist dieser Zusammenhang eher schwach und trifft nur für bestimmte Aspekte einer gesunden Ernährung zu, z. B. für den Obst- und Gemüsekonsum [7, 8]. Zudem werden bestimmte Komponenten einer ausgewogenen Ernährung von älteren Menschen auf Verhaltensebene kaum berücksichtigt – selbst wenn sie berichten, dass ihr Essverhalten eine hohe Gesundheitsorientierung aufweist [9] oder Ernährungsempfehlungen folgt [10]. Für eine verbesserte zielgruppengerechte Ernährungsaufklärung könnte deshalb sowohl die Kenntnis nützlich sein, inwieweit sich ältere Menschen der Prinzipien einer ausgewogenen Ernährung bewusst sind, als auch das Wissen darüber, wie stark diese im eigenen Essverhalten beachtet werden.

Abstract

Älteren Menschen wird ein relativ hohes Ernährungsbewusstsein zugeschrieben. Bisher ist jedoch nicht bekannt, welche Bedeutung sie einzelnen Aspekten einer gesundheitsförderlichen Ernährung beimessen. Mittels standardisierter Fragebögen wurden 159 gesunde und rüstige SeniorInnen (78 ± 3 Jahre, 50 % weiblich) zur Wichtigkeit und Beachtung von 15 Ernährungsaspekten sowie zu ihrem üblichen Lebensmittelverzehr befragt. Am häufigsten als „sehr wichtig“ bewertet wurde die Empfehlung „1–1,5 Liter am Tag zu trinken“ (69,8 %), am seltensten „nicht zu wenig zu essen“ und „Hülsenfrüchte zu essen“ (je 10,1 %). Zwischen Bewertung und Beachtung bestand eine hohe Übereinstimmung, wobei die Bewertung durchweg häufiger hoch war. Für die meisten Ernährungsaspekte spiegeln sich Bewertung der Wichtigkeit bzw. Beachtung auch im berichteten Verzehr wider. Die identifizierten Diskrepanzen zwischen Bewertung und Beachtung implizieren, dass neben einer reinen Wissensvermittlung bei der Ernährungsaufklärung und -beratung auch die Möglichkeiten zur Umsetzung der Ernährungsaspekte im Alltag addressiert werden sollten.

Schlüsselwörter: gesundheitsförderliche Ernährung, SeniorInnen, Privathaushalt, Ernährungseinstellungen



Peer reviewed / Manuscript (original) submitted: 13 January 2022 / Revision accepted: 18 February 2022

Subjective evaluation and attention to individual aspects of a health-promoting diet in healthy older people

Abstract

Older people are considered to have a relatively high level of nutritional awareness. However, it is not yet known which importance they attach to individual aspects of a healthy diet. Using standardized questionnaires, 159 healthy seniors (78 ± 3 years, 50% female) were asked about the importance of and attention to 15 nutritional aspects and about their usual food consumption. The recommendation "drinking 1–1.5 liters a day" was rated most frequently as "very important" (69.8%), while "not eating too little" and "eating legumes" were rated least frequently (10.1% each). There was a high level of agreement between rating of importance and attention, with high ratings of importance more common across the board. For most nutritional aspects, ratings of importance or attention were also reflected in reported food intake. The discrepancies identified between rating and attention imply that, in addition to purely imparting knowledge, nutrition education and counseling should also address the possibilities for implementing nutrition aspects in everyday life.

Keywords: health-promoting diet, senior citizens, private household, dietary attitudes

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Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2022 auf den Seiten M190-M197.

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