Mangelernährungsrisiko bei geriatrischen PatientInnen mit Adipositas?

  • 12.05.2021
  • Print-Artikel
  • Fabian Graeb
  • Petra Reiber
  • Reinhold Wolke

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 16. Juli 2020 / Überarbeitung angenommen: 03. Dezember 2020

Eine Analyse von Routinedaten bei in der Langzeitpflege lebenden PatientInnen

Einleitung

Mangelernährung stellt nach wie vor ein in Kliniken häufig auftretendes Problem dar. So sind nach aktuellen Daten des jährlich stattfindenden nutritionDay 15,9 % der PatientInnen in deutschen Kliniken mäßig und 21,5 % stark mangelernährt [1]. Unter den geriatrischen PatientInnen im deutschsprachigen Raum sind je nach Erhebungskollektiv zwischen 17 und 30 % mangelernährt und 38 bis 65 % weisen ein Mangelernährungsrisiko auf [2]. Dies geht teilweise mit erheblichen negativen Folgen einher. So stürzen etwa PatientInnen mit einem Mangelernährungsrisiko signifikant häufiger im Krankenhaus [3], verbleiben länger im Krankenhaus [4], leiden häufiger unter einer ausgeprägten Gebrechlichkeit und funktionellen Einschränkungen [5] und versterben unabhängig vom Alter häufiger in der Klinik [6–8].

Im klinischen Alltag finden die Themen Ernährung oder Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Ernährungsverhalten und -status trotz dieser Erkenntnisse kaum Beachtung [9, 10]. In der Folge führt dies zu einer chronischen Unterschätzung der Problematik, die Betroffenen werden nicht erkannt und es finden daher auch nur selten Ernährungsinterventionen statt [1, 11].

Abstract

Gewichtsverluste und Mangelernährung stellen für geriatrische PatientInnen in Kliniken ein erhebliches Problem dar. Anhand einer Sekundäranalyse von Routinedaten aus Pflegeeinrichtungen werden Ursachen eines in der Klinik erworbenen Gewichtsverlustes von ≥ 5 % bei geriatrischen PatientInnen mit Adipositas untersucht. Die Daten stammen ausschließlich von PatientInnen, die in Pflegeeinrichtungen leben. Unter den PatientInnen mit einem BMI ≥ 30 kg/m² verlieren 29,1 % (n = 91; N = 281) mindestens 5 % ihres Körpergewichtes, 28,4 % (n = 98; N = 313) entwickeln im Krankenhaus ein neues Mangelernährungsrisiko. Eine logistische Regressionsanalyse zeigt, dass das Risiko für einen Gewichtsverlust von ≥ 5 % im Krankenhaus steigt, wenn in den drei Monaten zuvor eher nicht abgenommen wurde (Odds Ratio [OR] 1,5; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,06–1,23), bei längerem Klinikaufenthalt (OR 1,10; 95 %-KI 1,06–1,15), bei der Nebendiagnose Anämie (OR 2,23; 95 %-KI 1,00–4,94) sowie Entlassdiagnosen der ICD-10-Gruppe Krankheiten des Atmungssystems (OR 2,53; 95 %-KI 1,12–5,70).

Schlüsselwörter: Gewichtsverlust, Mangelernährung, Geriatrie, Langzeitpflege, Adipositas



Peer-reviewed / Manuscript (overview) received: 16. July 2020 / Revision accepted: 03. December 2020

Malnutrition risk in obese geriatric patients?
A routine data based analysis for patients living in nursing homes

Abstract

Weight loss and malnutrition represent significant problems for geriatric patients in hospital. Based on a secondary analysis of routine data from nursing homes, an investigation was carried out into the causes of ≥ 5% weight loss in obese geriatric patients during hospitalisation. The data came exclusively from patients living in nursing homes. Among patients with a BMI of ≥ 30 kg/m2, 29.1% (n = 91; N = 281) lost at least 5% of their body weight, 28.4% (n = 98; N = 313) developed a new malnutrition risk in hospital. A logistic regression analysis showed that the risk of losing ≥ 5% body weight in hospital increased when in the previous three months there was no weight loss trend (OR 1.5; 95% CI 1.06–1.23), when there was a long period of hospitalisation (OR 1.10; 95% CI 1.06–1.15), with a secondary diagnosis of anaemia (OR 2.23; 95% CI 1.00–4.94) and with discharge diagnoses in the ICD-10 group of respiratory system diseases (OR 2.53; 95% CI 1.12–5.70).

Keywords: weight loss, malnutrition, geriatrics, nursing home, obesity

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https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2021 von Seite M263 bis M269.

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