Transgender Personen – Veränderung der Körperzusammensetzung und Nährstoffbedarfe im Rahmen einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie

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Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Übersicht) eingereicht: 21.09.2023 / Überarbeitung angenommen: 08.12.2023

Einleitung

Das Geschlecht von Neugeborenen wird in den ersten Momenten des neuen Lebens anhand der äußeren Geschlechtsmerkmale bestimmt und kann im Laufe des Lebens variieren [1]. Während der Begriff ‚Transsexualismus‘ in ICD-10 (F64.0) noch verwendet wurde [2], erfolgt seit ICD-11 die zugehörige Diagnose einer ‚Geschlechtsinkongruenz‘ (HA60) [3]. Eine Geschlechtsinkongruenz, die mit Leid verbunden ist, wird in diesem Zusammenhang auch als Geschlechtsdysphorie bzw. Gender dysphoria bezeichnet [4].

Eine entsprechende Geschlechtsanpassung ist über verschiedene Interventionen möglich, wobei häufig eine Therapie mit Sexualhormonen und/oder eine Hormonsuppression eingeschlagen wird [5]. Das Ziel einer GAHT (geschlechtsangleichende Hormontherapie; gender-affirming hormone therapy) besteht darin, die Sexualhormonspiegel der jeweiligen Person so anzupassen, dass sie den mit der Geschlechtsidentität verbundenen Hormonspiegeln entsprechen [6]. In Deutschland hat sich die jährliche Anzahl an Operationen für Geschlechtsanpassungen im Zeitraum von 2012 bis 2021 beinahe verdreifacht [7]. Diese Entwicklung stimmt mit der Beobachtung eines gesellschaftlichen Wandels überein, durch den transgender und nicht-binäre Personen gesellschaftlich sichtbarer und akzeptierter geworden sind [5, 8, 9]. ...

Abstract

Die geschlechtsangleichende Hormontherapie (gender-affirming hormone therapy, GAHT) stellt eine Möglichkeit zur Geschlechtsangleichung bei transgender Personen dar. Für die Zielgruppe der transgender Personen mit und ohne GAHT existieren national und international keine offiziellen Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr. Mithilfe eines systematischen Reviews wurde der GAHT-Einfluss auf verschiedene Gesundheitsaspekte und die Körperzusammensetzung untersucht und davon ausgehend Nährstoffempfehlungen auf Grundlage der DGE/ÖGE-Referenzwerte abgeleitet. Nach einem Jahr GAHT lagen transgender Frauen und Männer bei Betrachtung der Fettmasse und der Lean Body Mass (LBM; magere Körpermasse, Magermasse) jeweils zwischen den Werten der cisgender Männer und Frauen. Für die Energiezufuhr wird während des ersten GAHT-Jahres eine Orientierung an der Mitte der bestehenden Referenzwerte für cisgender Frauen und Männer empfohlen. Eine erhöhte Proteinzufuhr bei transgender Männern erscheint zielführend. Transgender Frauen wird eine Zufuhrerhöhung für Calcium und Vitamin D nahegelegt. Grundsätzlich ist ein individueller ernährungstherapeutischer Ansatz unter Berücksichtigung zielgruppenspezifischer Besonderheiten und Kommunikation empfehlenswert.



Changes in body composition and nutritional requirements of transgender people undergoing gender-affirming hormone therapy

Abstract

Gender-affirming hormone therapy (GAHT) is an option for gender reassignment in transgender people. For the target group of transgender persons with and without GAHT, there are no official national or international recommendations for nutrient intake. Using a systematic review, the influence of GAHT on various aspects of health and body composition was examined and nutrient recommendations based on the reference values of the German Nutrition Society (DGE) and the Austrian Nutrition Society (ÖGE) were derived. After one year of GAHT, transgender women and men were between the values of cisgender men and women in terms of fat mass and lean body mass (LBM). For energy intake during the first GAHT year, orientation towards the middle of the existing reference values for cisgender women and men is recommended. An increased protein intake for transgender men appears to be appropriate. Transgender women are advised to increase their intake of calcium and vitamin D. In principle, an individualized nutritional therapy approach is recommended, taking into account target group-specific characteristics and communication.

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https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2024 auf den Seiten M320 bis M327.

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