Präkonzeptionelle Übergewichtsprävention

  • 12.07.2017
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  • Cornelia Wäscher
  • Andrea Lambeck
  • Ulrike Korsten-Reck
  • Wolf Kirschner
  • Joachim W. Dudenhausen

Die Prävention von Übergewicht und Adipositas ist eine der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts [1, 2]. Angesichts langwieriger, belastender und vor allem bei Adipositas wenig erfolgversprechender Therapieoptionen, verbunden mit einer steigenden Kostenbelastung für das Gesundheitssystem, wächst die Notwendigkeit der Prävention, insbesondere der Primärprävention [3, 4]. Körpergewicht, -zusammensetzung und Stoffwechsellage von Frauen vor und zum Zeitpunkt der Konzeption scheinen einen Einfluss zu haben. Erfolgversprechende Strategien der Übergewichtsprävention sollten demnach bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft ansetzen und eine umfassende Beratung zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil vor und in der Schwangerschaft beinhalten. Dies ist umso mehr von Bedeutung, da die Übergewichtshäufigkeit mit zunehmendem Lebensalter steigt und immer mehr Frauen später schwanger werden und somit häufiger bereits übergewichtig oder adipös sind. Zudem besteht in der Zeit vor einer geplanten Schwangerschaft eine erhöhte Bereitschaft, das Gesundheitsverhalten zu verändern.

Das Konzept der „Perinatalen Programmierung“

Unter Epigenetik versteht man molekulare Mechanismen, die zu einem stärkeren oder schwächeren Ablesen von Genen führen, ohne dass die dort gespeicherte Information verändert wird. Dabei markieren Enzyme bestimmte Abschnitte der Desoxyribonukleinsäure (DNA). Der Eingriff betrifft nicht die Nukleotidsequenz des DNA-Strangs, sondern spielt sich „oberhalb“ von ihr ab – daher die Bezeichnung Epigenetik (von griechisch: epi = (dar)auf, über). Zellen steuern so u. a., wann und in welchen Mengen sie welche Proteine produzieren.

Das Grundkonzept einer umweltbedingten Programmierung von phänotypischen Merkmalen geht auf den Biologen LAMARCK zurück, der bereits Anfang des 19. Jahrhunderts von einer „Vererbung erworbener Eigenschaften“ sprach [5]. Im Zentrum der gegenwärtigen Diskussion steht das spezifische Phänomen einer epigenetischen, materno-fetalen Transmission erworbener Eigenschaften infolge perinataler Prägung des Feten bzw. Neugeborenen, d. h. die Ausprägung von Merkmalen, die pränatal angelegt, aber nicht durch das genetische Material vererbt worden sind.

Unter „perinataler Programmierung“ (• Abbildung 1) ist ein Prozess zu verstehen, bei dem in kritischen pränatalen, neonatalen oder/und frühkindlichen Entwicklungsphasen durch die Einwirkung von Hormonen oder hormonähnlichen Substanzen die künftige Funktionsweise von Organen oder Organsystemen dauerhaft festgelegt, sozusagen programmiert, wird.

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/17 von Seite M402 bis M406.

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