Editorial 11/07: Auf dass wir morgen noch kraftvoll zubeißen können…

Dipl. oec. troph.
Heike Recktenwald,
ChefredakteurinEin Leben lang gesunde Zähne, das ist sicherlich der Wunsch eines jeden. Doch wie sieht die Wirklichkeit heute aus?

Zahnkaries kann doch heute eigentlich kein Problem mehr sein – das war mein erster Gedanke, von dem ich klar überzeugt war. Gab es doch in der Vergangenheit viele Kampagnen zur Aufklärung und die Einführung der Gruppenprophylaxe. Jedes Kind weiß, dass Zucker schlecht für die Zähne ist und zweimal täglich die Zähne zu putzen sind! – Doch dieser Eindruck täuscht.

Die Statistiken in Deutschland zeichneten tatsächlich in den letzten Jahren zunächst ein rosiges Bild, da es bei Kindern und Jugendlichen zu einem deutlichen Rückgang der Kariesprävalenz bei den bleibenden Zähnen kam. Leider beobachtete man aber eine Zunahme des Kariesbefalls im Milchgebiss, zumindest in einigen Bundesländern. Die Ergebnisse von PIEPER, MOMENI et al. zeigten, dass die Erwartungen in den Rückgang des Kariesbefalls gerade im Milchgebiss deutlich hinter den Prognosen zurückblieben.

Muss demnach die Aufklärung von Eltern und Kindern noch intensiver und früher erfolgen? Tatsächlich haben Untersuchungen gezeigt, dass insbesondere bei Müttern hinsichtlich der Vermeidung einer frühkindlichen Karies dringender Informationsbedarf zur Ernährung und Mundhygiene besteht. Die Zahnkaries ist eine multikausale Erkrankung, die die Zerstörung der Zahnhartsubstanz zur Folge hat. Bereits in der Beratung werdender Mütter muss daher auf die Übertragungswege kariogener Keime und die Bedeutung des Verzichts auf zucker- und säurehaltige Getränke in der Flasche hingewiesen werden.

Zur Primär-Prävention bieten sich zahnmedizinische Programme an, die schon in der Schwangerschaft beginnen und sich in späteren Lebensabschnitten fortsetzen (vgl. den Beitrag ab S. 663 in unserem Heft). In der Beratung selbst ist es zusätzlich wichtig, den Müttern Basisinformationen über eine „gesunde“ Ernährung zu vermitteln, z. B. in welchen Lebensmitteln Kohlenhydrate enthalten sind oder dass „Zucker“ auch aus Stärke entstehen kann.

Dabei gilt es aufzuklären, dass auch Lebensmittel, die mit dem Zusatz „ohne (Haushalts-) Zucker“ gekennzeichnet sind, durchaus mit anderen kariogenen Süßungsmitteln, z. B. mit Fruktose, Honig oder diversen Dicksäften, gesüßt sein können. Die Kariogenität vergärbarer Kohlenhydrate wird nicht nur durch die absolute Menge, sondern in größerem Ausmaß durch die Häufigkeit der Zufuhr bestimmt.

Eine Ernährung auf Basis leicht vergärbarer Kohlenhydrate ist heute – neben mangelnder Zahnhygiene – eine der Hauptursachen für die Entstehung von Zahnkaries. Praktische Konsequenzen sollten daher ein verminderter Zuckerkonsum im Tagesablauf und die regelmäßige Zahnreinigung sein. Viele Maßnahmen in Schule und Kindergarten beruhen bereits auf dieser Erkenntnis, z. B. die Einführung eines „zuckerfreien Vormittages“ (nichts Süßes zum Frühstück oder als Getränk) und das „gemeinsame Zähneputzen nach dem Frühstück“; Maßnahmen, die auch durch den Schulzahnarzt maßgeblich unterstützt werden. (vgl. Beitrag ab S. 660)

Gesunde Zähne sind eine wichtige Voraussetzung für die Aufnahme der Nahrung, besonders im Alter. Eine vollwertige Ernährung wiederum ist die Basis für die Erhaltung der Mundgesundheit, ein Kreislauf der selten ganzheitlich betrachtet wird. Es ist also der ganzheitliche Blick auf die Themen Ernährung, Zahnpflege, Anwendung von Fluoriden und Zahnarztbesuch, der für die Kariesprophylaxe notwendig ist.

Ein strahlendes Lächeln unserer Kinder und deren Zahngesundheit sind somit eine wirkliche Herausforderung, der wir uns auch im Hinblick auf ein lebenslanges Wohlbefinden stellen sollten. Auf dass wir morgen noch kraftvoll zubeißen können…

Ihre

Heike Recktenwald

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