Lebensmittelunverträglichkeiten: Lebensmitteltypische Geruchsstoffe aktivieren zelluläres Immunsystem
- 12.11.2013
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- Redaktion
Geruchsrezeptoren sind typischerweise auf den Sinnesnervenzellen der Riechschleimhaut angesiedelt. Eine kleine Gruppe von Rezeptoren, die sog. TAAR , die einige lebensmitteltypische Aromastoffe erkennen können, wurden auch in einer Reihe anderer Gewebe und Organe gefunden, darunter in Leukozyten.
Da Lebensmittelinhaltsstoffe wie Geruchs- und Aromastoffe resorbiert werden und ins Blut übertreten, untersuchte eine Arbeitsgruppe in der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA), ob auf diesem Weg immunzelluläre Funktionen ausgelöst werden und wurde fündig. Von den TAAR-Geruchsrezeptoren sind beim Menschen sechs verschiedene Typen bekannt. Die meisten davon kommen nicht nur im Epithel der Riechschleimhaut im hinteren Teil der Nasenhöhle vor, sondern auch in einer Reihe anderer Gewebe und Organe. Fünf der sechs Typen von TAAR konnten bspw. in verschiedenen Blutimmunzellen (Leukozyten) nachgewiesen werden.
TAAR können flüchtige Amine erkennen. Diese geruchsaktiven Verbindungen kommen auch in Lebensmitteln vor und können bei der Verdauung ins Blut übergehen. Spurenkonzentrationen konnten im Blut nachgewiesen werden, bspw. von Allylmethylsulfid, der Substanz, die nach Knoblauchverzehr für den Geruch der Atemluft verantwortlich ist, oder vom malzig/ fischig riechenden 2-Phenylethylamin (2-PEA), das bei der Erhitzung von Lebensmitteln entsteht. Die Arbeitsgruppe der DFA untersuchte, ob in verschiedenen isolierten Leukozytentypen vorkommende TAAR-Rezeptoren durch 2-PEA im Blut aktiviert werden.
Es konnte erstmalig gezeigt werden, dass das Amin in Spurenkonzentrationen von TAAR1 und TAAR2 erkannt wird und bei den Leukozyten eine Reihe von wichtigen Immunaktivitäten auslöst. In Probandenstudien soll nun untersucht werden, ob sich dies beim Menschen nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel bestätigt. Sollte sich herausstellen, dass bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe Funktionen von Immunzellen beeinflussen, würde dies neue Erklärungsmöglichkeiten für deren Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit eröffnen.
So könnte eine Stimulation des Immunsystems durch Lebensmittelinhaltsstoffe die Schwelle für das Auslösen einer Immunantwort senken, das Immunsystem in erhöhte Bereitschaft versetzen und es so z. B. bei der Bekämpfung von Infektionen unterstützen. Andererseits könnten in hohen Mengen oder über einen langen Zeitraum hinweg im Blut vorkommende Lebensmittelinhaltsstoffe zum Auslösen von Unverträglichkeiten oder gar Allergien beitragen.
Literatur: Babusyte A, Krautwurst D (2013) Lebensmitteltypische Geruchsstoffe aktivieren unser zelluläres Immunsystem. Weitere Erforschung könnte Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit bestimmter Lebensmittelinhaltsstoffe erklären. Moderne Ernährung heute 2/2013
Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/13 auf Seite M606.