Fleischkonsum hängt von der Situation ab

  • 12.12.2024
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  • Patricia Wowra
  • Tina Joanes
  • Sonja Geiger
  • Wencke Gwozdz

Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 08.05.2024; Überarbeitung angenommen: 18.07.2024

Eine Tagebuchstudie über intra- und interindividuelle Assoziationen

Einleitung

Der derzeitige Fleischkonsum hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit des Planeten und des Menschen [1, 2]. Die Produktion von Fleisch ist eine der Hauptursachen für die Überschreitung mehrerer planetarer Grenzen, z. B. Klimawandel, biochemische Kreisläufe und die Unversehrtheit der Biosphäre [3, 4]. Außerdem wirkt sich der übermäßige Verzehr von Fleisch negativ auf die menschliche Gesundheit aus. Besonders der übermäßige Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch wird mit Gesundheitsrisiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus und einem erhöhten Sterberisiko in Verbindung gebracht [5, 6].

Dies betrifft vor allem einkommensstarke Länder, in denen der Pro-Kopf-Fleischkonsum die Empfehlungen nationaler oder internationaler Ernährungsrichtlinien übersteigt [7]. So lag bspw. der durchschnittliche wöchentliche Fleischkonsum pro Kopf in Deutschland im Jahr 2022 bei 1000 g [8, 9]. Im Gegensatz dazu empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) einen Verzehr von höchstens 300 g Fleisch pro Woche, während die EAT-Lancet-Kommission nicht mehr als 200 g Fleisch pro Woche vorschlägt [3, 10]. Daher ist die Reduzierung des Fleischkonsums in einkommensstarken Ländern für den Übergang zu einem gesünderen und nachhaltigeren Ernährungssystem von zentraler Bedeutung. Um dies zu erreichen, ist es wichtig, die Faktoren zu verstehen, die den Fleischkonsum beeinflussen. ...

Abstract

Bisherige Forschung zum Fleischkonsum hat sich vorwiegend auf persönliche Faktoren wie Einstellungen oder soziodemografische Eigenschaften konzentriert, während situative Faktoren wie Ort oder soziales Umfeld weniger Beachtung fanden. In dieser Studie wurde der Zusammenhang zwischen solchen situativen Faktoren und dem Fleischkonsum untersucht und analysiert, ob dieser auf intraindividuelle (z. B. ob eine Mahlzeit mit anderen oder allein gegessen wird) oder interindividuelle Assoziationen (z. B. ob manche Personen typischerweise Mahlzeiten mit anderen essen, während andere typischerweise allein essen) zurückzuführen ist. Zusätzlich wurde die Rolle soziodemografischer Eigenschaften für den Fleischkonsum betrachtet. Im Rahmen einer fünftägigen Tagebuchstudie dokumentierten 230 Teilnehmende insgesamt 2461 Mahlzeiten und die dazugehörigen Situationen. Die Ergebnisse der logistischen Mehrebenenregressionen zeigen, dass Fleischkonsum wahrscheinlicher war, wenn Mahlzeiten hungrig, mit anderen und zu späteren Zeiten (mittags oder abends) eingenommen wurden. Der Zusammenhang von Hunger und Zeit mit Fleischkonsum war auf intraindividuelle Assoziationen zurückzuführen, während der Zusammenhang zwischen sozialem Umfeld und Fleischkonsum sowohl auf intra- als auch auf interindividuelle Assoziationen beruhte. Es wurde kein Zusammenhang zwischen soziodemografischen Eigenschaften und Fleischkonsum festgestellt. Die Ergebnisse dieser Studie tragen zu einem besseren Verständnis des Fleischkonsums bei und helfen, wirksame Interventionen zu entwickeln, die gezielt auf Situationen (intraindividuelle Assoziationen) oder Personen (interindividuelle Assoziationen) zugeschnitten werden können.



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2024 auf den Seiten M698 bis M708.

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