Editorial 12/2024: Gute Nachrichten zum Schluss

Ein ereignisreiches Jahr mit einigen unliebsamen Überraschungen liegt hinter uns: Ein neues Jahr mit vielen Herausforderungen, Unwägbarkeiten und auch Unsicherheiten liegt vor uns. Umso erfreulicher ist es, dass wir weiterhin davon ausgehen können, dass die Ernährung gesichert ist, dass wir auch im Jahr 2025 in unserer Weltregion nicht von Hunger und Durst bedroht sein werden. Leider trifft diese gute Nachricht für viele Länder der Welt immer noch nicht zu.1

Einerseits gibt uns eine gewisse Konstanz in unseren Ernährungsgewohnheiten täglich Sicherheit im Alltag. Betrachtet man andererseits jedoch längere Zeiträume, so sind durchaus Veränderungen zu beobachten. Der gerade erschienene neue DGE-Ernährungsbericht (EB2024) zeigt mit seinen 14 Kapiteln2 einige bemerkenswerte Entwicklungen unseres Lebensmittelverbrauchs auf. Die Zunahme des Gemüseverbrauchs in den letzten Jahrzehnten bei gleichzeitiger Abnahme des Verbrauchs von rotem Fleisch und Fleischprodukten weist sowohl aus Gründen der Reduktion der Krankheitslast als auch mit Blick auf Umwelt- und Klimaschutz in die wünschenswerte Richtung. Weniger günstig erscheinen der Rückgang des Verbrauchs an Frischobst, Zitrusfrüchten und Milchprodukten sowie die Trends bei den Softdrinks.
Weitere lesenswerte Kapitel des EB2024 befassen sich mit der Ernährung in Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen, in armutsgefährdeten Haushalten, mit der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas, mit dem Nutri-Score und einer Bewertung stark verarbeiteter Lebensmittel, mit den GV-Speiseproduktionssystemen sowie mit der Systemgastronomie – auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit – mit alternativen Proteinquellen, mit Mikro- und Nanoplastik in Lebensmitteln und mit personalisierter Ernährung (PE).
Die PE – lange Zeit die Speerspitze innovativer Ernährungsforschung – tritt inzwischen deutlich zurückhaltender auf, da es sich gezeigt hat, dass die bisherigen, eindimensional auf die körperliche Gesundheit ausgerichteten PE-Konzepte keinen gesamtgesellschaftlichen Nutzen und auch für den Einzelnen nur marginale Verbesserungen gebracht haben. Vor diesem Hintergrund stellt die DGE-Arbeitsgruppe „Personalisierte Ernährung“ ein neues adaptives personalisiertes Ernährungsberatungssystem vor, bei der u. a. die individuelle Ernährungsumgebung und der persönliche Wertekanon im Mittelpunkt stehen.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Ernährung mit ca. 25–30 % einen erheblichen Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen ausmacht, hat die DGE bereits Anfang des Jahres mit einer innovativen Methodik, unter Berücksichtigung der Umweltwirkungen der Lebensmittelproduktion, neue lebensmittelbasierte Empfehlungen entwickelt3 und u. a. „Gut essen und trinken“ veröffentlicht. Diese kommen jetzt nicht mehr wie in Stein gemeißelte 10 Gebote daher, sondern zeigen einen möglichen Weg auf, den Verzehr pflanzlicher Lebensmittel zu erhöhen und den von tierischen Lebensmitteln zu verringern, um sowohl die Gesundheit als auch Umwelt zu schützen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien einen gut gefüllten Weihnachtsteller mit Nüssen, Äpfeln und Orangen und trotz allem – ein gutes und gesundes neues Jahr ohne weitere unangenehme Überraschungen.

Ihr Helmut Heseker

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1 Seit 2016 wurde der weltweite Hunger kaum verringert, in vielen Ländern der Welt nimmt er derzeit wieder zu.  www.welthungerhilfe.de/hunger/welthunger-index 
2 www.dge.de/wissenschaft/ernaehrungsberichte/15-dge-ernaehrungsbericht/ 
3 ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2024



Dieses Editorial finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2024 auf Seite M681.

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