Nachschlag 12/2024: Schmuddelwetter

Es ist kalt und nass geworden – höchste Zeit, die Winterjacke zu imprägnieren. Aber Vorsicht: Sind da nicht Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) – sogenannte Ewigkeitschemikalien – enthalten [1]?

Diese langlebigen Industriechemikalien werden vielfältig in Produkten eingesetzt, da sie fett-, schmutz- und wasserabweisend sind [1, 2]. Man findet sie also nicht nur in Imprägniermitteln, sondern auch als Antihaftbeschichtung auf Pfannen, in Backformen, auf fettabweisenden Fast-Food-Verpackungen etc. PFAS gelangen aus der Umwelt über Nahrung und Trinkwasser in Mensch und Tier [1, 2]. Dort haben sie z. T. sehr lange Verweilzeiten [2]. Was stellen sie im Körper an? Von Störungen im Fettstoffwechsel, Schädigungen im Hormon- und Immunsystem sowie in der Leber und einer erhöhten Krebsgefahr ist u. a. die Rede [1].
Eine Arbeitsgruppe des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat nun herausgefunden, dass nicht alle Ewigkeitschemikalien gleichermaßen lange im menschlichen Körper verweilen [2]. Eine vergleichende Studie mit 15 PFAS-Verbindungen hat gezeigt: Die Länge der Kohlenstoffkette ist entscheidend. Kurzkettige PFAS haben im Gegensatz zu langkettigen eine geringere Halbwertszeit – Tage bis Wochen vs. bis zu mehreren Jahren. Sie werden also rascher wieder ausgeschieden. Für diese Erkenntnis machte ein Wissenschaftler des BfR einen Selbstversuch(!). Er nahm ein niedrigdosiertes PFAS-Gemisch zu sich, das mit nicht radioaktivem Kohlenstoff-13 (13C) markiert war. Die Konzentrationen der markierten Substanzen wurden im Blut und deren Ausscheidung in Stuhl und Urin gemessen. Kurzkettige PFAS verlassen den Studienergebnissen zufolge den Organismus überwiegend über den Urin, während langkettige Verbindungen in der Niere aus dem Urin mittels bestimmter Transportmoleküle in den Körper zurückgeholt werden können. Dies erklärt ihre lange Verweildauer im Körper.
Erfreulich ist, dass bereits nach umweltverträglicheren (und weniger gesundheitsschädlichen?) Alternativen geforscht wird. Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung hat den Weg in eine fluorfreie Zukunft geebnet und eine fluorfreie Antihaftbeschichtung entwickelt [3]. Das ist doch mal ein positiver Ausblick. Vielleicht muss ja auch nicht jede Jacke zu 100 % regendicht sein? Bei mir ist das Imprägnierspray im Schrank stehen geblieben.

Ihre Caroline Krämer

Literatur

  1. www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/produkte/ewigkeitschemikalien-pfas-wo-sie-stecken-warum-sie-problematisch-sind-81811  (last accessed on 20 November 2024).
  2. www.bfr.bund.de/cm/343/pfas-im-koerper-sind-nicht-alle-ewigkeitschemikalien-von-dauer.pdf  (last accessed on 20 November 2024).
  3. www.ifam.fraunhofer.de/de/Presse/PLASLON-antihaftbeschichtung.html  (last accessed on 20 November 2024).


Den vollständigen Artikel finden Sie wie auch die Vorschau auf das nächste Heft in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2024 auf Seite M752.

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