Editorial 1/2021: Lichtblicke in unsicheren Zeiten

Ein Jahr für die Geschichtsbücher liegt hinter uns, ein Jahr mit einem unerwarteten Megaereignis, das unserer aller Pläne ziemlich durcheinandergewirbelt hat – privat, beruflich und politisch. Und wir waren live dabei und werden einst noch unseren Enkelkindern von den Entbehrungen und Nöten erzählen können.

Bisher hatten uns allenfalls Hollywoodregisseure das Gruseln vor dem Naturterrorismus eines derart finster-fiesen Virus gelehrt. Innerhalb extrem kurzer Zeit schaffte es ein kleines, membranumhülltes Stück RNA namens SARS-CoV-2 mit einem Durchmesser von nur 100 nm von einer Tierspezies auf uns Menschen überzuspringen, unter Ausnutzung unserer hohen Mobilität und sozialen Kontaktfreudigkeit eine globale Zirkulation zu erreichen und als unsichtbarer Feind in jeder Stube für Angst und Schrecken zu sorgen. Nüchtern betrachtet bringt jede Krise Verlierer und Gewinner hervor, führt zu mehr oder weniger schwerwiegenden Veränderungen oder beschleunigt diese. Während die einen durch den pandemiebedingten Lockdown um ihre berufliche Existenz bangen – darunter auch viele unserer z. B. in der Ernährungsberatung tätigen LeserInnen – dürfte es anderen – trotz allem – um es mit Peter Sloterdijk zu sagen „peinlich gut gehen“.

So schnell wie das Virus gekommen ist, wird es leider nicht wieder verschwinden. Bleibt uns in dieser unsicheren Zeit die Hoffnung und der Lichtblick, dass die unglaublich schnell entwickelten modernen Vakzine den impfbereiten BürgerInnen in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen und ihre segensreiche Wirkung tatsächlich und möglichst langanhaltend entfalten.

Auch wenn Maskentragen und soziale Distanzierung bald wieder aus unserem Alltag verschwinden, werden einige durch die erzwungene Turbodigitalisierung und Mobilitätseinschränkungen eingeleiteten Veränderungen bleiben. Digitale Fortbildungsveranstaltungen, Tagungen und das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen uns eine größere Flexibilität im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Leider haben die aufgezwungenen Veränderungen unserer Ess- und Freizeitgewohnheiten nicht zu einer Abnahme des Verzehrs energiedichter Lebensmittel und Steigerung der körperlichen Aktivität geführt, mit nachhaltiger Auswirkung auf die Adipositaspandemie – nicht nur der jugendlichen Couchpotatoes. Es ist zu befürchten, dass die digitale Flut von Rezepten in den klassischen Online-Magazinen und die vermehrte Nutzung des eigenen Herds nicht dazu geführt haben, dem erklärten Krisengewinner „Tiefkühlpizza“ den Garaus zu machen.

Wünschen wir uns ein schnelles Überwinden der Pandemie, und dass bei den angestoßenen Veränderungen die positiven am Ende überwiegen werden.

Ihr Helmut Heseker



Dieses Editorial finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2021 auf Seite M1.

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