Die Gießener Erklärung zum Projekt „Die Neue Ernährungswissenschaft“

Claus Leitzmann, Gießen, Geoffrey Cannon, Juiz de Fora, Minas Gerais, Brasilien

 

Im April 2005 fand auf Initiative der International Union of Nutritional Sciences und des World Health Policy Forums im Schloss Rauischholzhausen, einer Bildungseinrichtung der Universität Gießen, ein internationaler Workshop statt. Ziel war es, eine neue umfassende Definition der Ernährungswissenschaft zu erarbeiten, welche möglichst alle Aspekte und Dimensionen einbezieht, die mit Ernährung in Wechselwirkung stehen. Namhafte Wissenschaftler aus aller Welt, die sich in unterschiedlichen Disziplinen mit Fragen der Ernährung befassen, nahmen daran teil. Als Ergebnis des konstruktiven Austauschs wurde die „Giessen Declaration“ verabschiedet.

In der „Gießener Erklärung“, die im September 2005 auf dem 18th International Congress of Nutrition (ICN) in Durban in Plenarvorträgen und einem Symposium vorgestellt wurde, wird eine neue umfassende Definition der Ernährungswissenschaft vorgestellt. Diese erweiterte Definition ist notwendig geworden, um die Ernährungswissenschaft in die Lage zu versetzen, zur Lösung der Probleme im 21. Jahrhundert beizutragen. Die Kernpunkte der neuen Definition bestätigen die traditionelle Rolle der Ernährungswissenschaft als biologische Disziplin, die sich mit den Nahrungssystemen, Essen und Trinken sowie den darin enthaltenen Inhaltsstoffen befasst. Neu ist die Einbeziehung der Wechselwirkungen mit und zwischen allen relevanten biologischen, gesellschaftlichen und ökologischen Systemen.

Das übergreifende Prinzip ist ethischer Natur, das auch von Mitverantwortung, Nachhaltigkeit, Menschenrechten sowie Kenntnissen der Evolution, Geschichte und Ökologie geleitet werden sollte. So wird die Ernährungswissenschaft zur Grundlage für die Nahrungs- und Ernährungspolitik und ermöglicht die Identifizierung, Schaffung, Bewahrung und den Schutz rationaler, nachhaltiger und gerechter regionaler, nationaler und globaler Nahrungssysteme, um die Gesundheit, das Wohlergehen und die Unversehrtheit der Menschheit sowie der biologischen und physikalischen Welten zu erhalten.

Die Teilnehmer des Workshops vor Schloss Rauischholzhausen
Vordere Reihe (von links nach rechts): Alwin Kratz (Organisation), Barrie Margetts, Mark Wahlqvist, Geoffrey Cannon, Baroness Mariuccia Zerilli-Marimò, Claus Leitzmann, Esté Vorster, Massimo Pettoello-Mantovani, Elvira Kratz (Organisation)
Mittlere Reihe (v. li. n. re.): Tony McMichael, Markus Keller, Joan Sabaté, Colin Tudge, Ibrahim Elmadfa, Prakash Shetty, Marco Sória, Ingrid Hoffmann, Tim Lang
Hintere Reihe (v. li. n. re.): Bernd Lötsch, Peter Glasauer, Klaus Meyer-Abich, Christopher Beauman, Michael Krawinkel, Uwe Spiekermann, Ulrich Oltersdorf, Eddie Semle (Organisation)

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs-Umschau 02/06 ab Seite 40.

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