Nachschlag: Nichts als Grillen im Kopf?
- 13.02.2019
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- Dr. Udo Maid-Kohnert
In diesem Edelstahl-Trendgerät sollen dann mit 3 500 Watt bei 800 °C bis zu 2 (in Worten: zwei) Fleischstücke ganz flott knusprig und super aromatisch werden.
Dabei besteht eigentlich gar keine Eile, denn zum lauschig warmen Wintergrillen im Freien gibt’s eine Seite weiter im gleichen Prospekt noch den 6 000 Watt Gas-Heizstrahler zur Umwelterwärmung. Da kann man Handschuhe und Jacke getrost im Haus lassen. Rechnen wir mal flott zusammen: Grill und Heizstrahler haben über 9 000 Watt Heizleistung. Damit lassen sich, je nach Baujahr und Wärmedämmung, mit einer modernen Heizungsanlage 100 bis 200 m2 Wohnfläche beheizen – oder „gemütlich“ eben 2 Steaks auf der Terrasse.
Spätestens seit dem Klimagipfel in Katowice ist bekannt, dass Deutschland im Ranking um den Klimaschutz auf Platz 27 – noch hinter Mexiko oder Ägypten – gerutscht ist. Gerne schimpfen wir dann auf den zähen Ausstieg aus der Braunkohle oder auf die energieintensive Industrie – am besten geht das natürlich bei einem Gläschen chilenischem Rotwein und argentinischem Steak aus dem Hochtemperaturgrill.
Sie mögen mir jetzt ökologisch überkorrekte ernährungsratschlagende Spaßbremserei vorwerfen, aber geht gemütlich und Winter nicht auch ohne diesen High-Tech-Fuhrpark? Meine Hoffnung ist, dass ein Großteil dieser Absurditäten zur Nahrungszubereitung nach anfänglicher Begeisterung und wohlwollender Bewunderung der Partygäste durch Nichtbenutzung (ist halt doch Aufwand und muss saubergemacht werden) wieder zu einer ausgeglicheneren Ökobilanz kommen – wie der längst zum nächsten Schrottwichteln verplante Schokobrunnen.
Ihr Udo Maid-Kohnert
Diesen Artikel finden Sie wie auch die Vorschau in Ernährungs Umschau 2/2019 auf Seite M120.
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