Energiedichte und Kosten von Lebensmitteln in Deutschland
- 13.03.2013
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Joachim Westenhöfer, Hamburg
Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 02.10.2012 | Akzeptiert: 23.01.2013
Nach repräsentativen Befragungen durch das Robert Koch-Institut 2010 sind in Deutschland 16,1 % der erwachsenen Männer und 15,6 % der Frauen adipös, nach den Befragungen im Mikrozensus 2009 sind es 15,7 % der Männer und 13,8 % der Frauen. Hinzu kommen in beiden Studien jeweils 44 % übergewichtige Männer und 29 % übergewichtige Frauen. Auch die Nationale Verzehrsstudie II, deren Daten 2005 bis 2006 erhoben wurden, hatte bereits Adipositas bei 20,5 % der Männer und 21,2 % der Frauen festgestellt. Angesichts der damit verbundenen Folge- und Begleiterkrankungen stellt die Adipositas eines der bedeutsamsten Public-Health-Probleme in Deutschland dar.
Es ist gut belegt, dass ein niedriger sozio-ökonomischer Status mit einer höheren Prävalenz der Adipositas einhergeht. Eine Erklärung könnte darin liegen, dass Lebensmittel mit hoher Energiedichte (kcal/100 g) relativ gesehen (Preis pro kcal) billiger sind als Lebensmittel mit geringer Energiedichte. Daher könnte ein geringes verfügbares Einkommen dazu beitragen, dass bevorzugt Lebensmittel mit hoher Energiedichte konsumiert werden, da so der Energiebedarf mit relativ wenig Geld befriedigt werden kann. Daten über Lebensmittelpreise und Energiedichte stützen diese Hypothese in verschiedenen Ländern. Für Deutschland sind hierzu keine systematischen Daten bekannt.
Durch Begehung von Supermärkten und Geschäften des Lebensmitteleinzelhandels wurden die Preise und Packungsgrößen von 602 Lebensmitteln aus 9 Lebensmittelgruppen (Obst, Gemüse, Nudeln-Reis-Brot, Fleisch, Fleisch- und Wurstwaren, Milch und Milchprodukte, Fette, Süßigkeiten und Snacks, Fertiggerichte) erhoben. Der Energiegehalt wurde ebenfalls von den Packungen übernommen oder in einschlägigen Nährwertdatenbanken eruiert. Die Energiedichte wurde als kcal/100 g, der relative, energiebezogene Preis als 5/100 kcal berechnet.
Über alle Lebensmittelgruppen hinweg korrelierte der energiebezogene Preis negativ mit der Energiedichte (r = -0,57, p < 0,001). Auch innerhalb der meisten Lebensmittelgruppen ergab sich eine negative Korrelation. Auch in Deutschland sind Lebensmittel mit hoher Energiedichte relativ preiswert, liefern also viele Kalorien pro 5. Unter ökonomischen Gesichtspunkten ist es daher wahrscheinlich, dass diese Lebensmittel v. a. bei geringem Einkommen bevorzugt konsumiert werden und so eine erhöhte Energieaufnahme begünstigen.
Schlüsselwörter: Energiedichte, Lebensmittelkosten, Adipositas, Einkommen, Energiegehalt
Energy Density and Cost of Foods in Germany
Joachim Westenhöfer, Hamburg
Summary
There is considerable evidence that low socio-economic status is associated with a higher prevalence of obesity. It was hypothesized that foods with higher energy density (kcal/100 g) have lower energy costs (price per kcal) than foods with lower energy density. Therefore a low disposable income could contribute to the preferred consumption of foods with high energy density. Thus energy requirements can be met with relatively little money. Data on energy costs and energy density of foods from different countries support this hypothesis. For Germany, no systematic data on this relationship is available. Prices and package sizes of 602 foods from 9 different food groups (fruit, vegetables, noodles-rice-bread, meat, meat products, milk and milk products, fats, sweets and nibbles, convenience foods) were recorded in supermarkets and shops (bakeries, butchers).
Energy content was also recorded, if this was listed on the package, or obtained from nutrient databases if necessary. Energy density was calculated as kcal per 100 g. Energy costs were calculated as 5 per 100 kcal. Energy costs correlated negatively with energy density (r = -0.57, p < 0.001) over all 602 food samples. In addition, there was a significant negative correlation within most food groups. In Germany, as in other countries, foods with high energy density are relatively cheap. Therefore, economic constraints make it likely that food of high energy density is preferably consumed in low income groups, contributing to excessive energy intake.
Keywords: Energy density, food costs, obesity, income, energy content
Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 03/13 von Seite 30 bis 35.