Ernährungssituation von Erwachsenen aus Armutshaushalten Eine Auswertung der Daten der Nationalen Verzehrsstudie II unter Berücksichtigung von Schulbildung und Ernährungswissen

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Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 16.10.2014 | Akzeptiert: 06.01.2015

In einer der reichsten europäischen Nationen, der Bundesrepublik Deutschland, leben laut dem Vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung aktuell, je nach Datengrundlagen, 14–16 % der Gesamtbevölkerung in Armut bzw. sind unmittelbar von ihr gefährdet (Armutsrisikoquote) [1]. Auch in Deutschland geht Armut einher mit einer erhöhten Prävalenz von chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bösartigen Neubildungen, psychischen Erkrankungen, psychosomatischen Beschwerden und anderen Gesundheitsproblemen. Diese gesundheitlichen Ungleichheiten spiegeln sich in einem erhöhten Mortalitätsrisiko und einer geringeren Lebenserwartung wider [2, 3].

Zusammenfassung

Auswertungen des Scientific-Use-File der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) zeigten, dass sich Armutsrisikogruppen in geringerem Maße entsprechend den Ernährungsempfehlungen der DGE ernährten als nicht von Armut Gefährdete: Sie verzehrten weniger Obst, Fisch und Wasser sowie deutlich mehr Limonaden. Armutsgefährdete Frauen verzehrten zudem weniger Gemüse und armutsgefährdete Männer mehr Milch und Milchprodukte sowie Fleisch.

Bei den armutsgefährdeten Frauen resultierte der Lebensmittelverzehr in einer geringeren Zufuhr von Ballaststoffen, Vitamin C, Magnesium, Kalzium, Eisen und Alkohol; armutsgefährdete Männer wiesen eine höhere Zufuhr von Energie, Fett (% der Energiezufuhr), Cholesterin, Vitamin A, B1, B2, B12 und Zink sowie eine geringere Ballaststoffzufuhr auf.

Bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Schulbildung, Ernährungswissen, Alter und Geschlecht hatte das Armutsrisiko jedoch keine bzw. nur noch eine geringe Bedeutung für den Lebensmittelverzehr (Ausnahme: Wasser- und Limonadenkonsum). Bildung, insbesondere Ernährungsbildung, leistet somit einen bedeutenden Beitrag zur ernährungsbezogenen Gesundheitsförderung.

Schlüsselwörter: Armutsrisiko, Nationale Verzehrsstudie II, Lebensmittel- und Nährstoffzufuhr, Schulbildung, Ernährungswissen



The nutritional situation of adults from low-income households at risk of poverty

Despite being one of the wealthiest European nations, the German Federal Government’s 4th Report on Poverty and Wealth shows an estimated 14 to 16 % of the German population to be at risk of poverty or classified as being poor (at-risk-of-poverty rate) [1]. In Germany, as in other countries, poverty is associated with an increased prevalence of chronic diseases, such as cardiovascular diseases, malignant neoplasms, mental disorders, psychosomatic disorders and other health problems. These health inequalities are reflected in a higher risk of mortality and lower life expectancy [2, 3].

Summary

Analyses of data from the Scientific Use File of the National Nutrition Survey II (NVS II) showed that groups at risk of poverty did not reach the dietary recommendations of the German Nutrition Society (DGE) to the same extent as those not at risk of poverty: they consumed less fruits, fish and water, and notably more soft drinks. Women at risk of poverty also ate fewer vegetables whereas men at risk of poverty consumed more milk and dairy products as well as more meat. The food consumption of women at risk of poverty resulted in a lower intake of dietary fiber, vitamin C, magnesium, calcium, iron and alcohol; men at risk of poverty had a higher intake of energy, fat (% of energy intake), cholesterol, vitamin A, B1, B2, B12 and zinc, as well as a lower intake of fiber. However, when considering education, nutritional knowledge, age, and sex the risk of poverty was of no or only minor importance for food consumption (except water and soft drink consumption). Thus, education, especially nutritional education makes a significant contribution to nutritional health promotion.

Keywords: risk of poverty, National Nutrition Survey II, food consumption and nutrient intake, education, nutritional knowledge


Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/15 von Seite 34 bis 43.

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