BioPerspectives im Fokus: Nahrung für die Zukunft
- 13.06.2006
- Print-Artikel
- Redaktion
Tagung der DECHEMA am 26. April 2006 in Potsdam
Gunda Backes, Kleinmachnow
Essen ohne Rücksicht auf unser individuelles Genprofil wird vielleichtbald der Vergangenheit angehören. Wird demnächst jeder von uns mit seiner eigenen Ernährungspyramide durch den Supermarkt laufen oder bleibt das vorerst eine Fiktion? Wie weit sind Wissenschaft und Industrie? Welche Erkenntnisse lassen sich schon in die Praxis umsetzen? Diese Themen wurden am 26. April in der IHK Potsdam unter dem Motto Nahrung für die Zukunft diskutiert. Über künftige Entwicklungen auf diesem Forschungsgebiet finden Sie hier ein Interview der Autorin mit dem Vorsitzenden des Vereins für Nutrigenomik e. V., Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost.
Die enge Beziehung zwischen Ernährung und Gesundheit ist seit Jahrtausenden bekannt. Allerdings hat sich in den letzten Jahrzehnten die Sicht auf unsere Lebensmittel grundlegend geändert. Während in den 1940er Jahren die gesunde Ernährung noch dazu diente, einen Energie- und Nährstoffmangel zu vermeiden, war man ab den 1960er Jahren vor allem über „schlechte“ Inhaltsstoffe in unserem Essen besorgt.
In den 1980er Jahren kam dann der Wunsch nach einem Zusatznutzen der Nahrung auf. Die Idee, Lebensmitteln positive Substanzen zielgerichtet zuzusetzen , ist zwar nicht neu. Aber erst seit wenigen Jahren ermöglichen es die Fortschritte der molekularen Diagnostik, Genomforschung und Lebensmittelbiotechnologie den Forschern, das komplizierte Zusammenspiel von individuellen Erbanlagen, Lebensweise und Lebensmitteleigenschaften zu verstehen.
Diese Fortschritte bereiten den Weg für eine „personalisierte Ernährung“, die höhere Lebensqualität und Gesundheit verspricht. Oberstes Ziel für Mediziner und Gesundheitsökonomen ist die Prävention ernährungsbedingter Erkrankungen durch eine optimierte Ernährung. Viele dieser offenen Fragen wurden in Potsdam diskutiert.
Personalisierte Ernährung, aber wann?
Prof.Dr.Dr.Hans-Georg JoostDie Nutrigenomik untersucht die Wechselwirkungen zwischen der Ernährung und dem menschlichen Genom. Über künftige Entwicklungen auf diesem Forschungsgebiet interviewte Dr. Gunda Backes für die Ernährungs-Umschau den Vorsitzenden des Vereins für Nutrigenomik e. V., Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Joost.
Herr Professor Joost, welches sind die größten Herausforderungen der Nutrigenomforschung?
Die größte Herausforderung bei diesen komplexen polygenen Konstellationen liegt darin, den Zusammenhang zwischen einer genetischen Variation und den biologischen Effekten zu sichern. Dazu sind Interventionsstudien mit Probandenkollektiven nötig, die genotypisch verschieden sind. Da nämlich 5 oder 10 Gene am Zustandekommen eines bestimmten Effekts beteiligt sind, braucht man große Kollektive, die schwer zu bekommen sind. Und diese müssen dann über lange Zeit eine bestimmte Diät einhalten.
Was halten Sie für den bisher größten Durchbruch in der Nutrigenomik?
Die größten Durchbrüche wurden in der Technologie erzielt. Das gilt nicht nur für die Nutrigenomik, sondern für die gesamte funktionelle Genomik. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist es gelungen, nahezu das gesamte Genom von Individuen zu charakterisieren, und zwar in den Abweichungen von der so genannten Normalsequenz. Mit DNA-Chips kann man heute für 1 000 Euro etwa 500 000 SNPs (Anm. d. Red.: SNPs: single nucleotide polymorphisms) charakterisieren.
Wären dies alle wichtigen funktionellen SNPs, könnte man das Genom eines Individuums für rund 1 000 Euro bestimmen. Das ist ein technologischer Durchbruch, der die Grundlage für alle genetischen und genomischen Aktivitäten darstellt. Ich hätte das nicht so früh erwartet.
Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 06/06 ab Seite 244 und das vollständige Interview ab Seite 246.
PDF Artikel Download für Abonnenten: