Appetit und Antrieb zu essen: Die Biologie des Antriebs zu essen1

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Peer-Review-Verfahren | Eingereicht: 23.11.2017 | Angenommen: 23.03.2018

Implikationen für das Verständnis des menschlichen Appetits und der Adipositas

Nahrungsauswahl und Antrieb zu essen

Es ist ein wesentliches Merkmal der Appetitkontrolle, dass die Nahrungsauswahl und der Antrieb zu essen ganz unterschiedliche Prozesse sind, die von unterschiedlichen soziokulturellen und biologischen Faktoren beeinflusst werden. Eines der hervorstechendsten Merkmale des Appetits beim Menschen beruht auf der Tatsache, dass der Mensch ein Allesfresser ist. Im Gegensatz zu Pflanzenfressern oder Fleischfressern, deren Fressgewohnheiten nur auf bestimmte Arten von Nahrungsquellen biologisch programmiert sind, steht Allesfressern eine viel größere Auswahl an potenziell essbaren Dingen zur Verfügung.

1 Artikel basiert auf dem Keynote-Vortrag von John Blundell während des 54. DGE-Kongresses, 1.–3. März 2017 in Kiel.

Abstract

Ein Verständnis zu gewinnen über unseren Antrieb zu essen, ist eine grundlegende Aufgabenstellung, die Licht auf die Entstehung der Adipositas und die unaufhaltsame Ausweitung der Adipositas-Epidemie werfen kann. Dieser Beitrag stellt die These auf, dass der Energieumsatz (EU) eine Triebkraft der Energiezufuhr (EZ) ist. Überraschenderweise wird dieser Gedankenweg bei dieser Thematik vernachlässigt. Theoretische Abhandlungen über Adipositas konzentrieren sich oft auf die Vorstellung einer „Regulierung“ und verweisen beiläufig auf einen Ausgleich zwischen Energiezufuhr und Energieumsatz, als würde dies automatisch geschehen und als gäbe es nichts weiter zu erklären.

Biologische Prozesse geschehen jedoch nicht zufällig und der genaue Zusammenhang zwischen EU und EZ bedarf einer Begründung und Erklärung. Es wird häufig geschrieben, dass nichts in der Biologie ohne die Evolutionstheorie einen Sinn ergibt; die Prozesse, die EU und EZ verbinden, weisen eine evolutionäre Perspektive auf. Eine Erklärung ist, dass die Energie, die zur Versorgung lebenswichtiger Organe (Herz, Leber, Gehirn, Nieren, Skelettmuskulatur) benötigt wird, einen unwiderstehlichen metabolischen Antrieb zu essen darstellt.

Viel Aufmerksamkeit wurde in diesem Bereich auf die Hemmung des Antriebs zu essen (oder auf fehlende Hemmung) gelenkt, mit Beschreibungen, denen ein Mechanismus zur Förderung des Essverhaltens fehlt. Der Nachweis, dass fettfreie Körpermasse und Ruheumsatz wichtige Determinanten der Energiezufuhr darstellen, hat Auswirkungen auf das Verständnis der Entstehung und des Managements der Adipositas aus.

Schlüsselwörter: Appetit, Antrieb zu essen, Adipositas, Energiebilanz, Nahrungsauswahl



Peer-Reviewed | Manuscript received: November 23, 2017 | Revision accepted: March 23, 2018

Biology of the drive to eat1

Implications for understanding human appetite and obesity

Abstract

Understanding the drive to eat is a fundamental issue that can throw light on the aetiology of obesity and the inexorable surge of the obesity epidemic. It is proposed here that energy expenditure (EE) is a driver of energy intake (EI). Surprisingly this is a neglected area of thinking in this field. Theoretical writings about obesity often focus on the idea of ‘regulation’ and refer casually to a matching of energy intake and energy expenditure as if this happens automatically and there is nothing to explain. However, biological processes do not happen by accident, and the way in which EE is related to EI requires a justification and an explanation. It is frequently written that nothing in biology makes sense without the theory of evolution; the processes linking EE and EI are based on an evolutionary perspective. It is proposed that the energy required to maintain vital organs (heart, liver, brain, kidneys, skeletal muscle) represents an irresistible metabolic drive for food (the drive to eat). Much attention in this field has been directed to the inhibition of eating (or lack of it), with formulations lacking a mechanism for driving food behaviour. The evidence that fat free mass and resting metabolic rate constitute major determinants of energy intake has implications for understanding the aetiology and management of obesity.

Keywords: appetite, obesity, energy balance, food selection



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/2018 von Seite M378 bis M385.

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