Zu guter Letzt: Brotzeitest Du noch oder smorgst Du schon?

Vielleicht langweile ich Sie mit einem Thema, das beim Erscheinen dieses Hefts bereits wieder ein Food-Trend von gestern ist. Schließlich haben tonangebende journalistische Werke wie SZ, FAZ, Spiegel, GLAMOUR, Cosmopolitan, Women’s Health und Fit for Fun ausführlich und hochglanzbebildert darüber geschrieben, sich aber längst neuen Trends zugewandt. Auch finden sich in den Social Media inzwischen tausende bunter Smorging-Bildchen und -Filmchen.

„Smorging“ – vom schwedischen smörgåsbord (smörgås = Butterbrot; bord = Tisch) abgeleitet – bezeichnet zunächst einmal nichts anderes als die Social Media-taugliche Variante einer traditionellen schwedischen Brotmahlzeit.

Smorging ist aber viel lockerer und hipper als unsere schnöde Brotmahlzeit, da es meist skandinavisch inspiriert zugeht und es keine sklavischen Regeln gibt. Ein kommunikatives Abendessen ohne langes Kochen. Quasi ein Buffet ohne Aufstehen und feste Ernährungs regeln. Das Besondere: Es muss mit einer ansprechenden, aber nicht allzu perfekten Optik instagrammable oder pinterestable sein! Und dazu scheint ein Anrichten der mehr oder weniger leckeren, bunten Brotzeitkomponenten, bestehend aus einer größeren Auswahl mit Butter, Wurst- und Käsesorten – angerichtet auf einer rustikalen Holzplatte – umlagert von frischem Obst, knackigen Radieschen, Zwiebeln, Gürkchen, Tomaten- und Paprikavariationen, Gemüsesticks mit diversen Dips, Oliven und Avocados, Nüssen, streichbaren Lachs-, Leber- oder Wildpasteten, Chutneys, Hering, Räucherlachs und -makrele besonders likeable zu sein.

Wer mag, kann auch kleine warme Speisen vorbereiten. Wer wenig Zeit hat, stellt – in der mediterranen Variante – einfach die schnell gekauften griechisch-türkischen Fertigsalate mit Fladenbroten, verschiedenen Oliven, Feta sowie im Kühlschrank gerade vorhandenen Resten und Olivenöl auf den Tisch. Smorging ist also ein abendliches Schlaraffenland: Ein überladener Tisch voller unterschiedlicher, in dekorativen Schüsseln oder Gläschen, auf Tellern und Brettchen angerichteter Lebensmittel.

Ähnliche Multikomponentenmahlzeiten kennt man in vielen anderen Ländern: Dort heißen sie Vesper oder Jause, Mezze, Horsd‘oeuvre, Antipasti oder Tapas, sind aber auch smorging-tauglich. Beim Smorging steht eindeutig die Vielfalt im Vordergrund. Sogar Kohlenhydrate (!) sind ausdrücklich erlaubt und auf Kalorien, Fette und Proteine achtet keiner so genau. Aber das wirklich Gute: Jeder darf smorgen, wie sie oder er es mag und man kann seine omnivoren, veganen, vegetarischen, flexitarischen, allergischen, fruktose-, laktose- und glutensensitiven Multi-Kulti-Freunde endlich wieder gleichzeitig einladen – für Jeden sollte auf dem Smörgåsbord etwas dabei sein.


Ihr Helmut Heseker



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 7/2018 auf Seite M408.

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