Special-Interview: Ernährungsprävention – ein Thema unserer Gesellschaft?

Prof. Dr. B. MethfesselGesund bleiben durch die richtige Ernährung, das ist das Ziel vieler Fachgesellschaften und auch des deutschen Gesundheitsmanagements. Wie eine gesunde Ernährung aussehen soll, ist weitgehend bekannt, doch die Umsetzung als Präventiv- oder Akutmaßnahme erfolgt bei den Deutschen bisher leider nicht. Barbara METHFESSEL ist Professorin am Institut für Alltags- und Bewegungskultur der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und arbeitete an der Entwicklung neuer Ansätze zur Ernährungsbildung mit. Sie antwortet Heike Recktenwald auf Fragen zum Thema.

EU: Welcher historische Wandel fand bei den Ernährungszielen in Deutschland statt?

METHFESSEL: Die Ernährungsziele waren immer durch die gesellschaftlichen Strukturen und die mit den einzelnen sozialen Gruppen verbundenen Platzierungen bestimmt. Solange die Nahrung knapp war, galt reichliches Essen als Privileg der Herrschenden; je mehr das Angebot zunahm, desto stärker traten die Qualität der Nahrung und die Symbolik der Lebensmittel in den Vordergrund. Heute ist die individuelle körperliche Gesundheit ein vorrangiges Ziel. Dabei werden fälschlicherweise Schlankheit als Ausdruck gesunder Lebensweise (und als Beleg für ‚bewusstes Essen‘) interpretiert und das Übergewicht zur größten Gefahr erklärt.

Die meist wissenschaftlich begründeten Ziele der heutigen Zeit erheben den Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Sie bleiben aber Ziele, die bürgerlichen Normen entsprechen – ob bewusst oder unbewusst. Die einseitige Orientierung am Gewicht ist wissenschaftlich lange nicht so selbstverständlich, wie sie scheint. Die nebenrangige Behandlung der sozialen Zusammenhänge spiegelt die Individualisierung von Verantwortung in unserer Gesellschaft.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 08/09 ab Seite 474.