WDEIA: Weizenabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie

Diagnostik und Therapie

Die weizenabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie (engl. wheat-dependent exercise-induced anaphylaxis, WDEIA) ist der am besten erforschte Symptomkomplex unter den kofaktor-abhängigen Anaphylaxien. Die klinische Diagnostik stellt eine besondere Herausforderung dar, da die IgE-vermittelten allergenen Bestandteile des Weizens ohne zeitnahe Anwesenheit eines Kofaktors (Augmentationsfaktors) häufig toleriert werden. Neben körperlicher Anstrengung können eine Vielzahl weiterer Augmentationsfaktoren einzeln oder in Kombination nach Verzehr mit dem allergenen Nahrungsmittel zur Auslösung potenziell schwerer allergischer Reaktionen führen. Die Variabilität auslösender Allergenquellen, verzehrter Allergenmengen pro Portion sowie relevanter Augmentationsfaktoren erschweren die Beratung.

Hintergrund

Das Krankheitsbild der nahrungsmittelabhängigen anstrengungsinduzierten Anaphylaxie (food-dependent exercise-induced anaphylaxis, FDEIA) wurde in der Literatur erstmals 1979 von Maulitz et al. am Beispiel eines Patienten beschrieben, der nach Verzehr von Krustentieren unter nachfolgender körperlicher Anstrengung eine verzögert auftretende Anaphylaxie entwickelte [1]. Der Begriff FDEIA beschreibt dabei eine mastzellabhängige Reaktion, bei der es bei sensibilisierten PatientInnen nach Aufnahme eines Allergens in Kombination mit körperlicher Anstrengung oder anderen Kofaktoren zur Auslösung der Symptome einer Anaphylaxie kommt. Nahrungsmittel als Auslöser der FDEIA wurden vielfältig beschrieben, z. B. Erdnuss, Baumnüsse, Sellerie oder Tomate [2–5]; auch wurden einige Allergenstrukturen identifiziert [6]. Der häufigste und am besten erforschte Symptomkomplex der FDEIA ist die durch weizenhaltige Produkte ausgelöste weizenabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie (WDEIA). Die klinischen Symptome einer FDEIA entsprechen den Symptomen der Anaphylaxie allgemein und umfassen die Manifestation an der Haut und Schleimhaut sowie weiteren Organsystemen wie Lunge, Herz-Kreislauf-System und Gastrointestinaltrakt [7].

Der Begriff „anstrengungsinduziert“ beschreibt allerdings nur einen der möglichen „Augmentationsfaktoren“, die bewirken, dass PatientInnen, die Weizen und andere glutenhaltige Getreidesorten normalerweise vertragen, in einer bestimmten Konstellation Reaktionen aufweisen. Der Begriff kofaktor abhängige Weizenallergie wäre für dieses Krankheitsbild treffender.

Diese spezielle Form der Weizenallergie tritt bei Erwachsenen selten auf. Sie kann potenziell lebensbedrohlich verlaufen.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2020 von Seite M487 bis M495.

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