Die idealen Opfer?

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Konsumenten und ökonomisch motivierter Betrug mit Lebensmitteln

Konsumenten können durch Lebensmittelbetrug nicht nur in finanzieller, sondern auch in physischer oder psychischer Hinsicht geschädigt werden. Obwohl ökonomisch motivierter Betrug im Lebensmittelsektor kein neues Phänomen ist, besteht weder in der öffentlichen Wahrnehmung noch bei den Verbrauchern oder in der Politik ein entsprechendes Rechtsbewusstsein. Auch die soziologische und kriminologische Forschung hat sich, wenn überhaupt, nur ansatzweise mit der Viktimisierung1 von Verbrauchern auseinandergesetzt. Um einen effektiven Verbraucherschutz zu gewährleisten, müssen neben verstärkten und unangekündigten Kontrollen auch entsprechende Sanktionierungen durchgesetzt werden, damit sich illegale Praktiken unter ökonomischen Gesichtspunkten für die Verursacher nicht mehr lohnen. Es wird gezeigt, dass hier eine bislang noch nicht als solche wahrgenommene Forschungslücke besteht.

Problemstellung

Der Kriminologe Nils CHRISTIE prägte 1986 den Begriff der „ideal victims“ und illustrierte ihn am Beispiel einer alten Dame, die tagsüber auf dem Rückweg von ihrer kranken Schwester auf offener Straße Opfer eines Raubüberfalls wurde, begangen von einem großen, unbekannten Mann [1]. Ideale Opfer zeichnen sich demnach dadurch aus, dass sie vollkommen unschuldig und moralisch unangreifbar wirken. Dies entspricht vorherrschenden Vorstellungen einer „gerechten Welt“ [2, 3], sodass sie keinerlei Mitschuld, etwa durch riskantes Verhalten, daran haben, zu Schaden gekommen zu sein. Im Allgemeinverständnis werden unter kriminellen Handlungen in erster Linie Gewalt- und Eigentumsdelikte verstanden, bei denen es eindeutige Täter und Opfer gibt. Weit weniger im öffentlichen Bewusstsein oder Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist dagegen die Wirtschaftskriminalität, obwohl davon ausgegangen werden kann, dass die hierdurch verursachten Schäden und Opferzahlen die der „klassischen“ Kriminalität übertreffen [4].

1 Viktimisieren bedeutet „zum Opfer machen“; Viktimisierung ist demgemäß der Prozess des „Zum-Opfer-Machens“ (von lat. victima = Opfer).



The ideal victims?

Consumers and economically motivated food fraud

Consumers can be damaged by food fraud – financially, physically or even psychologically. Although economically motivated fraud in the food sector is far from new, few consumers or politicians are aware of the state of the law. Moreover, there has been little sociological or criminological research on the victimisation1 of consumers. If we are to guarantee effective consumer protection, we must enhance unannounced controls and establish appropriate punishments, so that illegal practices are no longer worthwhile to the perpetrator. We will show that there are unrecognised deficits in current knowledge.

The problem

In 1986, the criminologist Nils CHRISTIE coined the phrase of the “ideal victim” and illustrated it with the example of an old lady who was robbed during the day in the middle of the street by a tall unknown man [1] when returning from visiting her sick sister. Ideal victims are then totally free of guilt and appear to be morally unassailable. This corresponds to conventional ideas about a “just world” [2, 3], so that she suffered harm without any element of guilt at all, without any risky behaviour.
The general view is that criminal actions primarily involve offences related to property or violence and that the perpetrator and victim are unambiguous. There is much less public awareness or scientific research about economic crime, although it can be assumed that this involves more damage and victims than in “classical criminality” [4].

1 Victimisation means “to make a victim of”, so victimisation is the process of making a victim (from the Latin victima = victim).



Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 09/16 von Seite M522 bis M527.

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