Zu guter Letzt 09/2016: Beautyfoods – Tomaten auf den Augen?
- 13.09.2016
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- Stella Glogowski
Können Sie das Thema „Superfoods“ auch nicht mehr hören? Der Hype scheint nicht abzuebben; sie begegnen uns an allen Ecken, zusammen mit den „Powerfoods“. Aber halten Sie sich fest: Das Ende ist in Sicht. Denn unter richtigen Trendsettern sind Superfoods eigentlich schon wieder out. Chiasamen, Heidelbeeren und Avocados sind doch schon viel zu sehr Mainstream, selbst bei Discountern kann man sie bereits kaufen. Wer wirklich hip ist, der steigt jetzt auf „Beautyfoods“ um.
Was anfangs nur auf Facebook und in Frauenzeitschriften zu registrieren war, erreicht uns nun schon per Pressemeldung in der Redaktion. Online findet sich zu Beautyfoods so viel appetitlich bebildertes Beweismaterial, dass man fast meinen muss, es ist etwas dran. Versprochen wird: Mit Beauty- und Skinfoods können wir uns schön essen, sie lassen Haut und Haare strahlen, Fingernägel wachsen kräftiger… kurzum: Beautyfoods machen sexy von innen heraus, wirken besser als manches Schönheitselixir, sorgen für innere Strahlkraft und verzögerte Alterung.
Ganz konkret finden sich unter den Beautyfood-Tipps altbekannte Gesundheitsförderer wie Karotten und Tomaten (β-Carotin + Lycopin) für den Sonnenschutz von innen, Wasser für hydrierte, pralle Haut und Gurkenscheiben (dito) gegen verquollene Augen. Doch das ist längst nicht mehr alles, es geht „noch wirksamer“: Mini-Lifting durch Camembert, Leber oder Ei (Vitamin A), Austern (Zink) gegen Akne, zwei Gläser Sauerkirschsaft pro Tag (Melatonin) für einen längeren Schönheitsschlaf, Radicchio gegen Besenreiser, Maracujas und Orangen für einen rosigen Teint sowie Ingwer und Safran um schön, innerlich gestärkt und gekühlt durch den Sommer zu gehen. Mein Favorit: „Wer beispielsweise eine Woche lang abends eine Schale Apfelkompott vertilgt, vertreibt damit dunkle Augenringe.“
Verständlich ist, dass solch reduktionistische, lebensmittelbasierte Trends auf offene Ohren stoßen: Wir alle stehen einer riesigen Auswahl an Ernährungsweisen, -empfehlungen und Lebensmitteln gegenüber, und das in einer Zeit meist abseits von tradierten Speisevorschriften und religiösen Regeln, in der sich jeder seine Ernährungsregeln selbst zusammenbastelt. Kein Wunder also, dass bei all der Unsicherheit, Entscheidungsfreiheit und den widersprüchlichen Aussagen ein zunehmendes Interesse an „Zusatznutzen“ für Lebensmittel da ist, an einer klaren schwarz-weiß-Einteilung in „verklebt die Poren“ und „macht dich strahlend“, denn so fällt die schier endlose Auswahl etwas leichter. Und für diejenigen, denen ihr Körper und ihr Aussehen ihr „Tempel“ ist, kommen Beautyfoods wie gerufen.
Für unser aller Wohl und Schönheit sind Sie jetzt also wieder up-to-date. Und wenn Ihnen vom Lesen, wie mir von der knallharten Recherche, wegen Schmunzeln oder Stirnrunzeln kleine Fältchen drohen, hilft bestimmt ein Südfrüchte-Obstsalat samt Leber-Ingwer-Topping – natürlich verfeinert mit Apfelkompott.
Ihre Stella Glogowski
Quellen:
- www.fitforfun.de/beauty-wellness/haut-haare/beauty-food/beauty-food_did_1912.html
- www.prevention.com/beauty/25-bestfoods-for-your-skin/slide/16
- www.wissen.de/schoen-essen-mitbeautyfood
Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 09/16 auf Seite M556.
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