Editorial 11/2019: Digital emanzipiert und OMline

Für unsere Tagung „Ernährungsfachkraft 4.0 – Erfolgreich OMline“ hatte ich mich mit zwei Konzepten des Zukunftsinstituts beschäftigt. Diese stelle ich auch Ihnen hier im Heft vor. Betrachten Sie diese als Haltung, die Sie einnehmen können: Digitale Emanzipation1 und OMline2. Was meint das Zukunftsinstitut damit, und was meine ich als Ernährungsfachkraft damit?

Emanzipation bezeichnet die Befreiung aus einer Abhängigkeit, das „eigenständig werden“. Digitale Emanzipation bedeutet zum einen die Befreiung von Druck und Stress, alle digitalen Entwicklungen mitmachen zu müssen, zu jeder Zeit online zu sein. Zum anderen ist es die Befreiung von negativen Glaubenssätzen und Zynismus: Das frisst nur Zeit, das geht lieblos nebenher, früher ging es auch ohne. Die Digitalisierung ist da. Also: Gestalten wir sie selbstwirksam zu unserem Nutzen. Das ist emanzipiert, das ist befreit. Denn: Wer nicht nur auf Abwehr und Resignation schaltet, entdeckt viele Vorzüge, von denen Sie selbst, aber auch Ihre KollegInnen und KlientInnen profitieren.
Hierbei gilt (damit es nicht zu digitalem Stress kommt), Schritt für Schritt, sinnvoll entscheiden: Welche digitalen Entwicklungen können mir langfristig (nach initialer „Aktivierungsenergie“ beim Einarbeiten) zuträglich sein?

Und damit komme ich zum zweiten Konzept: OMline3, die digitale Achtsamkeit. Diese erwächst aus dem Gefühl, dass wir in der digital überreizten Welt Gefahr laufen, uns von uns selbst zu entfremden. Die eigentliche Alternative zur digitalen Überforderung – und damit auch die echte digitale Emanzipation – ist kein simples „Dagegen“, sondern bedeutet, digitale Medien achtsam und sinnvoll zu nutzen.
OMline – ganz im Hier und Jetzt, achtsam, souverän – bei voller Verbundenheit mit der (Online-)Welt, mit den Menschen, mit denen uns Softwares und Social Media verbinden. Bei digitaler Emanzipation geht es also um weit mehr als eine versierte Nutzung von Software oder Devices. Wir erlernen kognitive, emotionale und soziale Kompetenzen, um mit den digitalen Techniken menschlich umgehen zu können – OMline statt gestresst online oder „offline dagegen“.

Mein Gedanke zu dem allem ist:
„Wir Ernährungsfachkräfte müssen nicht alle digitale Vollprofis werden, aber wir müssen digital professioneller werden. Emanzipiert, souverän, achtsam die Digitalisierung gestalten: OMline!“

Just do it – Schrittchen für Schrittchen.

Ihre Stella Glogowski

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1 Horx M. Das postdigitale Zeitalter. Ein Auszug aus dem Zukunftsreport 2019. Zukunftsinstitut (Hg). URL: www.zukunftsinstitut.de/artikel/zukunftsreport/das-postdigitale-zeitalter/  Zugriff 01.11.19
2 Schuldt C. OMline: Digital erleuchtet. Ein gekürzter Artikel der Studie „Die Neue Achtsamkeit“. Zukunftsinstitut (Hg). URL: www.zukunftsinstitut.de/artikel/lebensstile/omline-digital-erleuchtet/?fbclid=IwAR1JzE328Cnk_bKFMboyBhWcBKUqiKjBOLwA-LnfvRzdnRKyBhPTGlmrc_g  Zugriff 01.11.19
3 OMline leitet sich ab vom meditativen Urklang „Om“ (Silbe, die bei Hindus und Buddhisten als heilig gilt). Om steht in diesem Zusammenhang für Achtsamkeit.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2019 auf Seite M633.

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