Editorial 11/2024: Der ganze Mensch

Ich (lh) habe schon im Studium die „weichen“ Ernährungsthemen geschätzt: die Verhaltenswissenschaften, Kommunikation, Psychologie und Beratungsthemen. Damals stand ich damit als Ökotrophologin oftmals noch abseits der „harten“ ernährungswissenschaftlichen Themen wie Biochemie, Physiologie oder Lebensmittelkunde.

Mittlerweile hat sich (aus unserer Perspektive) das Bewusstsein in der Ernährungswelt gewandelt, denn angesichts weiterhin steigender Prävalenzen ernährungs(mit)bedingter Erkrankungen wird immer deutlicher: Wir können die besten und fundiertesten Ernährungsempfehlungen und -informationen erarbeiten – wenn sie nicht beim Menschen ankommen, nicht umgesetzt oder durchgehalten werden, nützt die beste Wissenschaft dahinter nichts. Es ist also an der Zeit, den ganzen Menschen zu sehen.
Mit dem Anfang November neu erschienenen Sonderheft möchten wir Ihnen die Möglichkeit bieten, aus verschiedenen Perspektiven auf den Menschen zu schauen und die Ernährungspsychologie zu vertiefen.
Auch unser Webinar Ende November widmet sich der Ernährungspsychologie. Zu dem Thema „Was tun bei Motivations- und Sympathiemangel in der Beratungspraxis?“ stellt Psychologin und Coach Julia Kugler Arbeitshilfen und Handlungsstrategien vor und zeigt den Einfluss von Motivation und Sympathie auf die Beratungs-/Arbeitsbeziehung und deren erfolgreichen Verlauf.

In dieser Ausgabe der ERNÄHRUNGS UMSCHAU fokussieren einige Beiträge auf die oben erwähnten „harten“ ernährungswissenschaftlichen Themen. So gibt die Zertifizierte Fortbildung ab S. M654 ein Update zu dem Thema Lebensmittelallergien und der Beitrag in der Rubrik Ernährungspraxis & Diätetik ab S. M672 widmet sich den therapeutischen Möglichkeiten und Perspektiven für intermittierendes Fasten und Langzeitfasten bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes.
Doch die in diesen Beiträgen dargestellten Erkenntnisse können erst bei den Menschen ankommen, wenn wir sie nicht auf ihre „Erkrankung“ herunterbrechen, sondern auch die Hintergründe miteinbeziehen. Welchen „Rucksack“ an Emotionen, Prägungen, Denk- und Verhaltensweisen u. v. m. bringen sie mit sich und welchen Stellenwert nehmen diese in der Ernährungsberatung, beim Lebensmitteleinkauf im Alltag ein? Röhl et al. betrachten bspw. in ihrem Beitrag ab S. M640 die ernährungsphysiologische Qualität von verarbeiteten Lebensmitteln aus Sicht der Verbraucher*innen. Worauf achten Verbraucher*innen beim Lebensmitteleinkauf und welche Eigenschaften assoziieren sie mit verarbeiteten Lebensmitteln?
Von daher ist es wichtig, alle Facetten zu beleuchten und bei Berücksichtigung der „harten Ernährungsfakten“ immer auch die „weichen“ Ernährungsthemen im Blick zu haben. Denn nur so können Ernährungsberatung und -therapie im Kleinen und Präventionskampagnen im Großen gelingen.

Herzlichst Ihre

Lisa Hahn Caroline Krämer



Dieses Editorial finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2024 auf Seite M611.

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