Editorial 12/2018: Mangelernährung bei Krebs vermeiden

Die Medizin feiert ständig neue Errungenschaften. Gerade in der Krebsbekämpfung werden immer differenziertere Medikamente und Methoden eingesetzt, sodass die Überlebensraten bei vielen Tumorarten in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen sind.1 Dennoch ist es diese Krankheit, die zugleich weit verbreitet und für die davon betroffenen Menschen existenzbedrohend ist.

Umso mehr verwundert es, dass wichtige Maßnahmen, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, in Deutschland übersehen werden. Gemeint ist, Sie ahnen es schon, der Ernährungszustand.

In Heft 9 der ERNÄHRUNGS UMSCHAU wies der Onkologe Dr. Oliver Marschal bereits auf dieses Problem hin. Seiner Erfahrung nach stirbt ein nicht unbeträchtlicher Teil onkologischer PatientInnen letztendlich an einer Mangelernährung. Die sog. refraktäre Kachexie entwickelt im Spätstadium Tumorerkrankter eine solche Eigendynamik, dass sie nicht mehr beherrscht werden kann, wie Erickson et al. ab => S. M686 ausführen.

Der Kachexie könnte vorgebeugt werden, wäre bei allen an der Versorgung beteiligten Personen und Institutionen ein größeres Bewusstsein für die existenzielle Bedeutung eines guten Ernährungszustands vorhanden. Marschal konstatiert, dass „die Wahrnehmung der ernährungsrelevanten Probleme in der Onkologie sowohl in ambulanten als auch stationären Versorgungseinheiten in erschreckendem Maße fehlt.“ Dies wird im Interview von ernährungstherapeutischer Seite durch Barbara Contzen (=> S. M694) bestätigt.

Die nötigen Screeningtools sind vorhanden, die wissenschaftliche Evidenz für den großen Nutzen eines guten Ernährungszustands liegt vor. Nun ist es an allen Beteiligten, sich dafür einzusetzen, dass auch die strukturellen Voraussetzungen für eine Vermeidung von Mangelernährung geschaffen werden. Wie Barbara Contzen aufzeigt, sind hier nicht nur ÄrztInnen, sondern auch die Ernährungsfachkräfte gefragt, denn zumindest sie sollten sich berufsbedingt der Bedeutung der Ernährung bewusst sein.

Es liegt also in Ihrer und unserer Hand, liebe Leserinnen und Leser, vom neuen Jahr an mehr Menschen ein (besseres) Überleben zu ermöglichen. Überlegen Sie, ob Sie selbst etwas beitragen, wie sie sich mit den nötigen Schnittstellen und AkteurInnen vernetzen können – und teilen Sie die Infos aus unseren Beiträgen, damit auch andere davon erfahren!

1 Krebs-Überlebensraten weltweit gestiegen bei großen internationalen Unterschieden. Deutsches Ärzteblatt, news vom 31.1.2018



Dieses Editorial finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/2018 auf Seite M657.

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