Editorial 3/2022: Ernährungstherapie und Medizin im guten Zusammenspiel

In den Editorials der ERNÄHRUNGS UMSCHAU wird das Zusammenspiel von Ernährung und Medizin bzw. Ernährungsmedizin oft thematisiert. Dies hat nicht nur „berufsständische Gründe“. Denn zu Recht können Ernährungsforschung und -praxis mittlerweile auf belastbare Evidenz und gesundheitliche/klinische Relevanz auch bei Fragestellungen verweisen, die früher rein medizinischen Disziplinen vorbehalten waren.

Diese Märzausgabe der ERNÄHRUNGS UMSCHAU ist ein Beleg für die enge Verzahnung von Ernährungsthemen mit Fragen der adäquaten medizinischen Versorgung: Ewelina Rademacher beschreibt ab Seite S17 ERAS (Enhanced Recovery After Surgery) als ein Beispiel der sog. Fast-Track-Konzepte bei (minimal)invasiven Eingriffen am Klinikum Hamburg Eppendorf. Möglichst kurze Zeiten ohne orale Nahrungszufuhr und bei Bedarf bereits supportive Ernährung vor der Operation sind hierbei wichtige Faktoren, um Wundheilung und Gesamtbefinden der PatientInnen zu fördern und eine baldige Entlassung (ohne Drehtüreffekt) zu ermöglichen.
Damit niedergelassene ErnährungstherapeutInnen bei der Weiterbehandlung und Anschlussversorgung von PatientInnen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus an das dortige ernährungstherapeutische Konzept anknüpfen können, ist eine klare Dokumentation der erfolgten Assessments und Maßnahmen wichtig. Mareike Krämer et al. stellen ab Seite M143 eine Fallstudie zur Erarbeitung eines strukturierten Dokumentationskonzepts für ernährungsbezogene PatientInnendaten zur Einbindung in das Entlassmanagement vor. Auf Basis einer Literaturübersicht und der Prozessschritte des Dietetic Care Process (DCP) leiten sie allgemeine Handlungsempfehlungen für die Implementierung eines strukturierten Dokumentationskonzepts ab.
Wie wichtig eine laufende Evaluation von Empfehlungen und die zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse gerade auch auf dem Gebiet der Ernährungsmedizin sind, macht die Arbeit von Luca Schmidt et a. ab Seite M134 deutlich: Eine sog. keimarme Ernährung ist seit Jahrzehnten eine Ernährungsform, die in vielen Zentren PatientInnen mit intensiven Chemotherapien und/oder einer hämatologischen Stammzelltransplantation noch heute verordnet wird. Die in diesem Heft open access publizierte Stellungnahme der Deutschen Krebsgesellschaft – Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie, der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie – Arbeitskreis Ernährung, Stoffwechsel, Bewegung, zusammen mit VDD und VDOE verdeutlicht, dass keimarme Ernährung keinen Vorteil, aber erhebliche Risiken für die PatientInnen mit sich bringt und daher nicht indiziert ist.
Ein gutes Zusammenspiel erfordert Sachkunde, Überblick und Teamgeist – mit den Angeboten der ERNÄHRUNGS UMSCHAU möchten wir Sie gerne dabei unterstützen.

Ihr Udo Maid-Kohnert



Dieses Editorial finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2022 auf Seite M124.

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