Nachschlag: „Frankfurt isst mehr Süßigkeiten“
- 14.04.2021
- Print-Artikel
- Sabine Schmidt
FrankfurterInnen haben laut „Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten“ 2020 mehr Süßigkeiten verzehrt, nämlich insgesamt 33,4 kg pro Kopf. Das waren 2,6 % mehr als 2019 – und der von mir sehr geschätzten Hessenschau einen Instagram-Post1 wert.
Ich finde, der Appetit auf Süßigkeiten ist damit allerdings allemal um ein kleines „Bisschen“ gestiegen und nicht – wie in der Meldung behauptet – „ordentlich“. Eine eigene kleine Rechnung zeigt, dass jede/r FrankfurterIn durchschnittlich ca. 16 g mehr Süßigkeiten pro Woche verzehrt hat im Vergleich zum Vorjahr. Also z. B. vier Stückchen Schokolade oder 7 Gummibärchen2 mehr pro Woche.
Fiele das bei der Schokolade mit ca. 90 kcal (pro Woche, also ca. 13 kcal pro Tag) oder gar bei den Gummibärchen mit nur 55 kcal pro Woche schon wörtlich gesprochen ins Gewicht? Nun wirkt theoretisch und unter Auslassung anderer Einflussfaktoren jeder Mehrverzehr auf unser Gewicht. Bereits der erste Lockdown war laut einer Studie des Robert Koch-Instituts maßgeblich verantwortlich für eine Gewichtszunahme der Deutschen von durchschnittlich 1 kg zwischen Sommer 2019 und 20203. Die Süßigkeiten haben da für die FrankfurterInnen rein rechnerisch sogar einiges zu beigetragen: Nimmt man der Einfachheit halber die energiereichere Schokolade, würde diese bei 16 g (also vier Stücken) pro Woche aufs Jahr gerechnet etwa ca. 4 700 Mehr-kcal bringen. Ein Kilogramm Körperfett wird mit ca. 7 000 kcal gerechnet. Tatsächlich könnte ein so geringer Mehrverzehr wie dieser Durchschnittswert also eine Wirkung haben, unberücksichtigt individuell sicher sehr großer Unterschiede und obwohl der Mehrverzehr weder signifikant ist noch relevant scheint.
Die Hessinnen und Hessen nehmen es denn auch locker. Die Kommentare auf Instagram reichten von „Das schaffen wir in Kassel auch.“ über „Da bin allein ich schon für verantwortlich.“ bis zu „Was soll man denn machen außer essen, wenn alles verboten ist?“
Letzterem stimme ich persönlich nicht zu, denn mir fällt einiges ein, was man noch machen kann. Und neben Streamen und Schokolade essen sind auch Spazierengehen und Fahrradfahren in der Beliebtheit vieler gestiegen.
Eher schreibe ich ein bisschen mehr Süßes der psychischen Belastung vieler Menschen zu, die von der Krise, der Krankheit und/oder dem Shutdown hart getroffen werden. Und das betrifft sicher nicht nur Frankfurt.
Ihre Sabine Schmidt
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1 Instagram-Post der hessenschau 18.03.2021
2 basierend auf Werten in gummibärchenlexikon.de
3 RKI (ed.): Die gesundheitliche Lage in Deutschland in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie. J Health Monitoring 2020; 5(4): 3–19.
Diesen Artikel finden Sie wie auch die Vorschau auf die nächste Ausgabe in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2021 auf Seite M240.
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